Das Computerspiel „Die Nordlandtrilogie – Die Schicksalsklinge“ ist für mich bis heute eines der wenigen Spiele, die es schaffen, die Faszination einer Rollenspielrunde in einem Einzelspielererlebnis wiederzugeben. Aber wäre genau dieses Spielerlebnis auch am eigenen Spieltisch umsetzbar? Ich versuche mich im heutigen Artikel dieser Frage zu nähern und tue mich doch mit einem klaren Fazit schwer.

Heute soll es um eine besondere Art der Merkstütze gehen. Achtung: Das Figurentagebuch. Tadaa! Ein wenig Extraarbeit, aber große Möglichkeiten! Wofür es gut ist und wie man die Einträge gestalten kann, darum soll es in diesem Beitrag gehen. Eigentlich ist es eine praktische Hilfe für den Spieler, und kann dem Spielleiter dienlich sein, wenn der Spieler es öffentlich führt (z.B. per Mail, ...

Am 06.05.2017 fand die erste Trierer Rollenspiel Convention (TRICON) statt. Dank hervorragender Organisation und engagierter Spielleiter, war die Veranstaltung für mich ein voller Erfolg und ich hoffe auf eine Fortsetzung nächstes Jahr!

Weihnachten liegt gerade hinter uns und in dieser Zeit sind mir ein paar Gedanken zu Religion und Glaube durch den Kopf gegangen. An manchen Spieltischen wird das Thema gerne ausgeklammert oder auf regeltechnische Fähigkeiten und Boni reduziert. Aber Religion ist oft ein essenzieller Bestandteil der dargestellten Welt und sagt uns etwas über die Charaktere die diese bevölkern. 

Ich stand an Heiligabend in einer katholischen Kirche, die mir als Protestant und ohnehin seltener Kirchgänger, doch sehr fremd ist. Wir waren etwas spät an und standen daher in der letzten Reihe einer schlichten kleinen Ortskirche, die wie jedes Jahr an Weihnachten überquoll von Menschen. Vor zwei Jahren war ich zuletzt dort gewesen, der Gottesdienst folge allerdings, wie vermutlich seit vielen Jahren, einem gleichförmigen Muster aus althergebrachten Ritualen, Liedern, guten Worten und herzlichen Gesten. Jeder war willkommen und so saßen Alte wie Junge, Arme wie Reiche und Einheimische wie Zugezogene gemeinsam, eng gedrängt auf den harten Kirchenbänken.

Ich überlegte, was die Leute und mich hierherzog, warum der Kirchgang für viele zu Weihnachten gehörte, wo man doch heute so leicht allem religiösen den Rücken kehren konnte. Und ich überlegte mir, was der Glaube und die Kirche für die Menschen bedeuten könnte. Was würde sich eigentlich ändern, übertrüge man das in eine Fantasy Welt?

Für meine Ausführungen werde ich mir Aventurien, die Welt des schwarzen Auges, als Beispiel nehmen, da ich in dieser Welt momentan mit meiner festen Spielrunde unterwegs bin. Lest das bitte als das was es ist: eine lose Gedankensammlung aus der jeder gerne mitnehmen darf, was er für sich gebrauchen kann.

Struktur und Ordnung

Zum einen hat Religion etwas mit Struktur zu tun. Zu wissen, dass die Welt um einen herum nicht chaotisch, sondern genauso von einem höheren Wesen geordnet und gelenkt ist, hat etwas Beruhigendes. Im Mittelalter und in vielen Fantasy Welten ist die Ordnung der Stände oft etwas von höheren Mächten vorgegebenes. Für den einfachen Bauern bedeutet das, dass er nichts für seine Stellung kann. Er kann nichts daran ändern und braucht sich nicht dafür zu grämen, nichts Höheres zu erreichen. Für den Adligen ist es manchmal eine Bürde, aber auch ein Sicherheitsnetz, dass er, so unfähig oder vom Pech verfolgt er auch sein mag, trotz allem immer von Stand sein wird.

Und wenn doch etwas Unerwartetes passiert? Dann ist es eben der Wille der Götter oder die Verfehlung der Sterblichen. Aber die Welt, sie dreht sich immer weiter.

Dazu kommt die Kirche die Struktur und Ordnung vorlebt. Ob man glaubt oder nicht, es hat doch etwas Beruhigendes zu sehen, dass eine Institution, gefühlt unverändert, seit Jahrhunderten noch immer Bestand hat.

Manch einer sitzt also vielleicht nur im Gottesdienst, weil es ihm Halt gibt in einer unsicheren Welt. Und ist das in Aventurien anders? Ich glaube kaum. Für Bauer Alrik ist Religion keinen Deut greifbarer und realer als für uns heute. Das der Priester heilen kann, ist für ihn kein Wunder, sondern etwas, was ein Priester eben tut. Und ein echtes Wunder? Das kennt er auch nur aus den Erzählungen bei der Messe. Und die meisten Geschichten sind dann auch schon wieder hunderte Jahre her. Aber er geht trotzdem dem Herrn Praios die Ehre erweisen. Macht man halt so. Und ist ja auch schön da zu sitzen und zu wissen, dass ein Jahr rum ist und irgendwie hat sich ja doch nichts geändert.

Gemeinschaft

Ein Glauben ist auch stets eine Glaubensgemeinschaft. Es gibt andere, die an das gleiche glauben und das gleiche verdammen wie man selbst. Man steht mit seiner Meinung nicht alleine und selbst in der Fremde findet man andere, die den gleichen Glauben haben. Eine fremde Kultur ist auf einmal weniger fremd, wenn man eine gemeinsame Basis hat, auf der man sich begegnen und auf der man aufbauen kann.

In Aventurien, und vielen anderen Fantasy Welten, gibt es viele verschiedene Götter. Man kann sich die Gemeinschaft der man angehören will also ein wenig aussuchen. Trotzdem sind sie stets in einem Pantheon zusammengefasst. Man hat also doch einen gemeinsamen Nenner.

Wenn es aber im eigenen Ort nur eine Peraine Geweihte gibt und sonst nichts? Dann wird sich wohl Bauer Alrik dort in den Gottesdienst schleppen. Der Glaube ist dabei weniger wichtig, als Teil der Gemeinschaft und nicht von dieser ausgeschlossen zu sein. Gerade in einer gefährlichen Welt, mit allerlei Katastrophen und Monstern, ist der Zusammenhalt einer Gemeinde oft wichtiger, als die eigentliche Lehre.

Recht und Rechtfertigung

Was Richtig und Falsch ist definiert eine Gesellschaft i.d.R. für sich selbst und es definiert wiederrum die Gemeinschaft und ihre Individuen. Der Religion kann bei der Herausbildung dieser gemeinsames Werte und Glaubensvorstellungen eine große Bedeutung zukommen. Eine Gesellschaft ist aber selten homogen und so treffen verschiedene Gruppen, mit abweichenden Werten und Vorstellungen aufeinander.

Genauso findet man in der Religion Rechtfertigung für sein eigenes Handeln. Niemand denkt von sich selbst, dass er böse oder das Problem ist. Oder zumindest will man sich das nicht eingestehen. Hier kann Glaube eine Rechtfertigung sein für etwas, was gesellschaftlich nicht akzeptiert ist. Oder man lehnt die Werte der Religion als Falsch ab und sieht sich selbst und den eigenen Glauben stattdessen im Recht.

Wer kennt in Rollenspielen nicht die Schutzpatrone der Einbrecher und die Götter der Diebe? Auch ein Beutelschneider will nicht „der Böse“ sein und so verwundert es nicht, wenn er sein Handeln durch Religion zu rechtfertigen versucht. Wenn ein Streiter Kors auf dem blutigen Schlachtfeld steht, dann will er gewiss sein, kein elender Mörder, sondern ein ehrenhafter Krieger im Dienste seines Gottes zu sein. „Gott will es!“ Manchmal ist Glaube eben einfach praktikabel.

Für Alrik, unseren einfachen und götterfürchtigen Bauern, ist der Glaube aber auch Rechtfertigung für sein eigenes einfaches Dasein. Er zahlt seine Steuern an Kirche und Staat, er geht zum Götterdienst und er ist ein guter Mitbürger. Er könnte viel mehr im Leben erreichen, wäre er rücksichtsloser, würde lügen und betrügen. Freibauer könnte er sein, wie der Fetter, der immer den Steuereintreiber beschissen hat. Aber er geht schließlich den rechten Weg und auch wenn es ihm hier auf Dere deshalb schlechter geht, die Götter wissen, dass er richtig handelt.

Glaube ist etwas Persönliches

Auch wenn eine Religion klare Lehren, Ge- und Verbote hat und eine Kirche als Einheit auftritt, so ist Glaube doch immer etwas Persönliches. Nicht jeder lebt den Glauben gleich und vor allem liest er nicht immer erst genau nach, was seine Religion oder Kirche zu einem Thema zu sagen hat, wenn er eine Entscheidung treffen möchte. Für alle Leser habe ich den Tipp, Religion nicht abzuschreiben, sondern mal nachzusehen, ob da nicht doch etwas für einen selbst dabei ist.

Für alle Rollenspieler habe ich den Tipp Geweihte, Priester, Kleriker oder anderen Glaubensdiener nicht auf ihre Religion zu reduzieren. Zu allererst sind sie Menschen, mit eigenen Vorstellungen, Wesenszügen und Glaubensauslegungen. Und die Götter haben sicherlich besseres zu tun, als jede Handlung ihrer Diener zu überwachen und bei der kleinsten Übertretung tadelnd den Finger zu heben.

Aber auch nicht-Geweihte haben meist einen Glauben und dieser beeinflusst ihr Denken und Handeln. Das schließt auch Spielercharaktere mit ein!

Abschließende Worte

Wie ich oben geschrieben habe, ist das hier nur eine lose Sammlung einiger Gedanken die mir zur Weihnachtszeit durch den Kopf gegangen sind. Niemand muss Religion zum Teil seines Rollenspiels oder Lebens machen und ich würde mir nicht anmaßen das jemandem aufzuzwingen. Aber ich denke, dass es eine Bereicherung sein kann, vor allem, wenn man sich nicht nur auf Klischees und Spielwerte reduziert.

Ich hoffe ihr konntet für euch und euren Spieltisch etwas mitnehmen und startet heute Nacht gut ins neue Jahr. Mehr zu lesen gibt es dann in 2017.

Bis dahin, viele Grüße

featherandsword / Michael

Als ich vor knapp zwei Monaten mit dem Bloggen begonnen habe, war mir klar, dass ich das Schreiben nur für mich mache. Klar, es wäre schön, wenn zumindest ein paar Leute meine Beiträge lesen würden. Aber darum ging es und geht es hier nicht. Ich schreibe, weil ich Spaß am Schreiben habe. Und jeder der mag, darf gerne mitlesen.

Trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich auf die Zugriffszahlen schiele. Das geht ja ganz einfach. Die WordPress App auf und schon hat man ein Balkendiagramm vor sich. Dunkelblaue für die Besucher und etwas Hellere für die Views. Das Ergebnis der eigenen Arbeit in einem kleinen, hübschen, blauen Bildchen verpackt.

Es ist schon ein richtig gutes Gefühl, wenn ein Artikel von vielen Leuten gelesen wird und die einem sogar Kommentare dalassen! Der Beste bisher, war Der 13. Krieger aus Sicht eines Rollenspielers (Teil 1). Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung warum. Offensichtlich habe ich da einen Nerv getroffen. Außerdem sehe ich ja nur, wie viele Zugriffe es gab und nicht, ob der Artikel dann auch wirklich gelesen oder gar als gut empfunden wurde. Trotzdem freut man sich über jedes „Gefällt mir“ und die stetig wachsenden kleinen blauen Balken.

Die Schattenseite davon, sind die Artikel, die eben niemand liest. Mit featherandsword in die Sechste Welt – Das Team und der Job hat mich nicht weniger Zeit gekostet zu schreiben, wurde im Vergleich aber nur von einem Bruchteil der Besucher gelesen. Das sollte mir natürlich total wurscht sein! Ist es meistens auch. Aber wenn man viel Zeit in einen Artikel gesteckt, an den Formulierungen gefeilt und alles drei Mal korrigiert hat. Ihn dann online stellt und der kleine blöde blaue Balken einfach nicht größer werden will … REFRESHREFRESHREFRESH … ! Tja, dann merkt man, dass so ein bisschen Ehrgeiz eben doch mitspielt.

Bei Rollenspielen ist das bei mir ähnlich. Ich baue einen Charakter oder ein Abenteuer und eigentlich macht schon dieser Prozess mir richtig Spaß. Darum leite ich auch lieber, als einfach nur mitzuspielen. Jede Woche kann ich mich kreativ austoben und wenn alles klappt, haben alle am Tisch (virtuell oder sonst wie) eine gute Zeit. Aber auch hier gibt es eine Schattenseite. Denn am Spielabend sieht es dann oft anders aus. Ein durchdachter und liebgewonnener Nichtspielercharakter will einfach nicht recht zum Leben erwachen, eine Geschichte zündet bei den Spielern nicht und der Spieler, dessen Charakter man endlich mal richtig ins Rampenlicht stellen wollte, sitzt da und drückt auf dem Handy rum.

Ausblick

Den Spaß am Schreiben und am Rollenspiel lasse ich mir davon aber nicht verderben. Am Montag hat die Shadowrun-Runde stattgefunden und wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen (trotz teils schwer improvisierter Regeln). Den Spielbericht werde ich versuchen noch diese Woche zusammenzutippen. In zwei Wochen gibt es dann noch einen Folgetermin. Das heißt, noch zwei Shadowrun Artikel, bevor es mit der nächsten „Neuen Welt“ losgeht. Außerdem habe ich ja noch immer nicht berichtet, wie mein erster Ausflug ins Live Action Roleplaying gelaufen ist.

Bis dahin, viele Grüße

featherandsword / Michael

Vor dem eigentlichen Run kommt die Beinarbeit, oder Englisch „Legwork“. Man bereitet alles vor, besorgt Pläne, sucht die Runner aus, die mit einem losziehen sollen, macht sich ein Bild davon, was auf einen zukommen wird und deckt sich mit Ausrüstung für den Job ein. Mit Rollenspielrunden ist das eigentlich ganz ähnlich. Man findet Spieler, bereitet Charaktere und ein Szenario vor, sucht Bilder, Bodenpläne und anderes Material heraus und schaut, was an Regeln auf einen zukommen könnte.

Beinarbeit kann Spaß machen, sie kann aber auch etwas viel werden. Ich hatte letztes Wochenende ein wenig Freizeit und habe viel davon in die Vorbereitung der Shadowrunrunde gesteckt. Jetzt schaue ich zurück und frage mich, ob es sich gelohnt hat.

Das letzte Wochenende war ehrlich gesagt anstrengend. Ich hatte mir einen Tag Urlaub genommen und dadurch ganze vier Tage am Stück frei. Meine Frau und ich hatten uns nichts vorgenommen, außer, dass am Samstag mal wieder meine Tisch-Rollenspielrunde stattfinden sollte. Bei uns daheim. Mit mir als Spielleiter. Wir spielen sehr unregelmäßig eine Kampagne Dungeons & Dragons (5. Edition) und da soll jede Spielrunde auch etwas Besonderes sein. Dieses „nicht viel vorgenommen“ bedeutete also, dass wir Freitagabend alles für Pizza einkauften und Samstagvormittag dann selbige vorbereiteten. Meine Frau hat dabei eigentlich alles gemacht (Danke Schatz!), wodurch ich noch die Zeit hatte die Spielrunde ordentlich vorzubereiten.

Um zwei Uhr trudelten dann alle ein und wir hatten einen schönen Tag zusammen. Die Pizza kam gut an, das Abenteuer (soweit ich weiß) auch und alle hatten ihren Spaß. Na gut, alle bis auf den Spieler des Druiden. Durch eine natürliche 20 beim Stabilisierungswurf drauf zu gehen ist irgendwie… antiklimaktisch. Spät abends war die Wohnung dann wieder leer und wir fielen müde auf die Couch. Tag 1 erfolgreich erledigt.

Am Sonntag rafften wir uns auf und fuhren auf einen Trödelmarkt. Ich habe jetzt endlich eine kleine Truhe um meine Rollenspielsachen für die Tischrunde unterzubringen. Papierminis, Würfel, Stifte, passt alles rein!

kleine Truhe vom Trödelmarkt
Nahaufnahme - Schloss der Truhe vom Trödelmarkt
Deckel der Truhe vom Trödelmarkt

Nachmittags nahm ich mir dann die Zeit weiter Shadowrun zu lesen. Nachdem ich die Grundregeln der Charaktererstellung beim Elfischen Unterhändler bereits kennengelernt hatte, wagte ich mich jetzt an einen Drohnenrigger. Also das Kapitel zum Riggen aufgemacht und… kein Wort verstanden. Alles nur Verweise auf das Kapitel zur Matrix, zum Decker (also vereinfacht dem mobilen Hacker), zur Ausrüstung und zum Kampf. Das war ja auch nicht anders zu erwarten, zieht der Rigger doch seine Kraft vor allem aus seiner Ausrüstung und seinen Drohnen. Das Buch ging mit auf die Couch und ich schmökerte ein paar Stunden in den anderen Kapiteln, bis das Rigger-Kapitel endlich Sinn ergab. Tag 2 war rum und ich hatte viel neues Wissen zu Shadowrun, war aber keinen Schritt weiter, was die Charaktere und den Run anging.

Montags hatte ich einen Termin in der Werkstatt, TÜV + Winterreifen drauf, und ich verkürzte mir die Wartezeit mit Crowned and Beheaded, einer interaktiven Fan-Fiction der Mythenschmiede. Das Projekt ist erst kürzlich gestartet und ich durfte als Erster die Schritte des Protagonisten, Kashnodai, lenken.

Wieder daheim ging es dann weiter mit Shadowrun. Jetzt aber wirklich mit Charakterbau! Der Rigger selbst war recht schnell erstellt, aber die Drohnen und der Umgang mit ihnen waren noch ein Problem. Welche Autosoft läuft auf welcher Drohne? Wie viele dürfen installiert sein? Oder doch lieber alles auf die Riggerkonsole? Auf welche Werte muss ich bei der Hardware selbst achten? Was wird für welche Art von Proben verwendet? Welche Talente braucht der Charakter selbst?

Da kommt man schnell ins Schwitzen! Man ist ständig zwischen den Kapiteln am hin und her blättern, macht Notizen, ändert etwas ab. Dazu kam, dass ich ja auch noch einen Schmuggler vorbereiten wollte und der ja auch ein Rigger ist, nur eben mit einer anderen Ausrichtung. Aber wie genau macht man das von Regelseite her?

Gegen einundzwanzig Uhr klappte ich das Shadowrun Grundregelwerk dann einfach zu und war mit dem Ergebnis zumindest halbwegs zufrieden. Ich kannte alle nötigen Regeln und in Excel standen schon 90% der Werte des Charakters. Ich schaute noch mit meiner Frau „The Princess Bride“ (Deutsch: „Die Braut des Prinzen“), einen Klassiker von 1987 der mich mehrfach laut lachen ließ, und dann ging es ins Bett. Tag 3 würde ich als Erfolg verbuchen.

Am Dienstagmorgen wurde ich um sieben Uhr wach und konnte nicht mehr schlafen. Mein Kopf war so mit Shadowrun beschäftigt, dass es mir wortwörtlich den Schlaf raubte. Ich stand also auf und nach einer Tasse Kaffee und ein wenig Fleißarbeit waren der Rigger und seine Drohnen fertig auf den digitalen Charakterbogen übertragen. Wenige Minuten später war auch der elfische Unterhändler, der es bis jetzt nur auf einen gedruckten Charakterbogen geschafft hatte, auch digitalisiert.

Trotzdem war ich unzufrieden. Es fehlten noch zwei Charaktere, der Plot und grobe Ablauf des Runs existierten nur in meinem Kopf und waren weder mit Regeln, noch mit Bildern und Icons auf dem digitalen Spieltisch versehen. Und so fertig waren die Charaktere ja auch noch nicht, schließlich gab es deren Hintergrundgeschichten ja auch noch nicht schriftlich. Ein wenig Panik war da durchaus angebracht, fand ich.

Charakter Nummer drei sollte nun entstehen und auch mit Cyberware versehen werden. „Wieder neue Regeln, aber wenigstens nicht viele,“ hörte ich mich stöhnen. Also so sollte das ja nun nicht sein. Bisher hatte ich viel Spaß mit Shadowrun und seinen Regeln gehabt, aber jetzt? Jetzt fühlte es sich an wie Arbeit. Half ja aber nichts, bis Samstag musste ich fertig werden.

Der Orkische Schmuggler war dann auch schnell gebaut. Schnell bedeutete aber leider auch falsch. Ich hatte völlig die Anmerkungen meines Mitspielers überlesen und einen Charakter zusammengezimmert, der so gar nicht seine Ideen widerspiegelte. Ich fluchte leise (ok, vielleicht auch laut) und baute eben um. Meine Frau hatte schon die Suppe für unseren abendlichen Besuch auf dem Herd stehen, als ich schließlich mit dem Ausfüllen des dritten Charakterbogens fertig war. Mehr Zeit gab es an diesem Wochenende nicht mehr. Tag 4 war im Prinzip zu ende.

Ich fühlte mich mies. Das ganze Wochenende hatte ich im Endeffekt gearbeitet. Schuld war nur ich selbst, weil ich zu viel, zu schnell wollte. Aus Spaß war Arbeit geworden und aus Kreativität stumpfes Rausschreiben von Werten. Und bis Samstag würde ich niemals fertig werden.

Da fiel mir was ein: Ich mache das, weil ich es Will, nicht, weil ich es Muss. Der ganze Druck, den mache ich mir nur selbst. Meine Mitspieler wollen einen schönen Samstagabend, aber dafür hätten es die Einsteigerregeln völlig getan. Nur ich bin das, der sich hier selbst verrückt macht.

Das Erleichterndste, das ich an diesem Wochenende getan habe, war, den Termin für die Runde zu verschieben. Ich schrieb eine kurze Mitteilung an meine Mitspieler und setzte eine Doodle-Umfrage auf. Danach gab es Linsensuppe, Eis, ein paar Freunde, meine Frau und die Couch. Tag 4 war zu Ende, das Wochenende auch, aber ich war zufrieden.

Viele Grüße

featherandsword / Michael


dz10yearsDieser Blog-Eintrag ist Teil einer Serie die ich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Drachenzwinge durchführe. Die Einleitung zur Serie gibt es hier. Das ist ein rein privates Projekt von mir. Es handelt sich nicht um eine offizielle Aktion der Drachenzwinge und ich bin auch keiner der Moderatoren oder Betreiber der Seite.


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“Ah… wenigstens aufmerksam der Junge. Jetzt hör mir mal gut zu, und glaub mir ich merke wenn mir jemand nicht zu hört. Falls du noch einmal auf die Idee kommen solltest etwas auch nur in der Richtung zu denken, wie das was du gerade eben getan hast, dann ist der Tod noch ein gnädiges Ende für dich. Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Symbole um mein Auge reine Zierde sind, ode...

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