Vor einem Jahr berichteten wir über den Kickstarter „Oubliette – second edition“, und nun ist es bei DriveThru als PDF, Soft- und Hardcover erhältlich (Die erste Edition hatte noch ein eigenes System, während die zweite auf Fate Core aufbaut). Geplant war zwar September 2016, aber das erschien mir von Anfang an recht optimistisch und es ging dann auch wohl so einiges schief (Murphy’s Law eben). Gleichwohl muss man seinen Hut ziehen, denn Joe Bush hat Oubliette nicht nur entwickelt und geschrieben, er hat auch gelayoutet und zeichnet für das Artwork verantwortlich.

Der äußere Eindruck

Erwartet hatte ich eigentlich etwas im Umfang von 100 bis 200 Seiten und daher die Softcoverversion gewählt. Am Ende sind es fast 400 Seiten geworden! Dafür sind dann aber auch alle Regeln enthalten, dass heißt streng genommen benötigt man kein Fate Core Regelwerk. Layout, Grafiken und Text gefallen (Auf Drivethru gibt es auch eine Vorschau) und die Kapiteleinteilung ist auf bis zu vier Ebenen kleinteilig und wirkt gut strukturiert. Erfreulicherweise sind im PDF alle Verweise (und von denen es über 1600 gibt) verlinkt. Das ist teilweise auch wirklich deswegen nötig, weil viel auf erst später im Buch eingeführte Begriffe, Orte oder Personen verwiesen wird. Ein paar Tippfehler sind natürlich enthalten, aber nur in einem Rahmen, der sich üblicherweise nicht vermeiden lässt. An echten Fehlern ist mir nur aufgefallen, dass im Beispielcharakter in der Charaktererschaffung zwei Stresskästchen zu viel sind. Bei dem Umfang gehe ich aber allein aus statistischen Überlegungen heraus davon aus, dass noch ein paar mehr Fehler enthalten sind, aber man merkt eben, dass sehr gründlich Korrektur gelesen wurde.
Das physische Buch ist übliche print-on-demand-Qualität, d. h. Die Bilder sind nicht so brillant, wie man es sich vielleicht wünschen würde, aber das Buch ist sauber gearbeitet und die Bilder haben die richtige Helligkeit.

Einführung

Die ersten zwei Kapitel geben eine kurze Einführung in das Setting und was man darin spielen kann. Oubliette ist eine riesige Schlossstadt, aus der es kein Entkommen gibt. Selbst der Tot bieten kein Ausweg, da jeder nach seinem Tod an anderer Stelle in Oubliette wieder auftaucht. Das ist aber nur auf den ersten Blick eine tolle und praktische Sache, denn Hunger, Schmerz und Leid sind nach wie vor real. Viele gehen daran zu Grunde und vegieren nur vor sich hin, um immer wieder zu sterben und wiederzukommen. Die meisten Einwohner sind Menschen aus dem europäischen Mittelalter, aber auch andere Epochen und andere Wesen sind vertreten, die allesamt nicht wissen, wie oder gar warum sie nach Oubliette gekommen sind. Das Ergebnis ist im Wesentlichen eine Fantasy-Welt.

Wer lebt in Oubliette?

Das folgende Kapitel gliedert die Bewohner Oubliettes nach verschiedenen Kategorien. Zunächst unterscheidet man die „Broken“, die an ihrem Schicksal zerbechen, und die „Unbroken“, die ihr Dasein in die Hand nehmen. Dann werden die zehn Kasten erklärt, die streng hierarchisch sind. Die Vermutung, die sich hier aufdrängt, wird leider erst viel später im Buch bestätigt, dass die Kaste nämlich mit dem Maximalwert in den Fertigkeitssäulen korreliert. Für sich erscheinen die Grenzen gerade zwischen den sehr hohen Kasten schwammig. Es folgt eine Vielzahl von verschiedenen Rassen mit alten Bekannten und Neuschöpfungen. Die meisten Bewohner gehören zudem einer Fraktion an, von denen auch eine beträchtliche Zahl vorgestellt wird. Rassen und Fraktionen beinhalten jeweils auch Beispielstunts.

Charaktererschaffung

Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Charakter-, Gruppen- und Spielerschaffung, die im Kern natürlich aus Fate Core bekannt sind.
Es wird auch explizit die Möglichkeit gegeben, in einer bestimmten Kaste zu starten, wobei die höheren Kasten nicht einfach durch strenge Meilensteinprogression errechnet werden, sondern auch jeweils eine Fertigkeitspyramide haben, die dann im Falle von sehr hohen Kasten „unten“ Luft haben. So hat die Kaste „Eminent“ z. B. Fertigkeitswerte von 4 bis 8 in Form einer Pyramide.
Doch die größte Besonderheit sind die Fertigkeiten. Anstatt der Fertigkeitenliste aus Fate Core oder einer moderaten Anpassung derselben, gibt es vier verschiedene Fertigkeitenlisten mit jeweils rund zehn Fertigkeiten. Je nach der Richtung, der man das Spiel geben möchte, wählt die Gruppe zu Beginn zwei Gruppen aus, aus denen wiederum jeder Spieler seine Fertigkeitspyramide (oder -Säulen) aufbaut.

Der Wahl der Charakteraspekte ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Das sechste Kapitel stellt die drei stets vorhandenen Fertigkeiten Kraft, Wille und Ressourcen vor, zu denen jeweils auch eine Stressleiste gehört, sowie die Fertigkeiten der vier Fertigkeitslisten, jeweils mit vielen Beispielstunts. Interessanterweise folgen nicht so viele Stunts den gängigen Schablonen und viele Stunts verbrauchen mehrere (bis zu vier) Punkte Erholung. Der Einfluss der Fertigkeiten auf die Stressleiste wurde gegenüber Fate Core verändert: Die zusätzliche leichte Konsequenz gibt es erst ab +6, eine zweite dafür ab +10.

Die „Arts Martial“-Liste beinhalt zehn Fertigkeiten rund ums Kämpfen. Das ist ungewöhnlich für Fate, aber immerhin haben einige auch Anwendungsmöglichkeiten außerhalb des Kampfes im Rahmen des Überwindens. Dies gilt insbesondere für die verschiedenen Formen der Magie, die sich auch in dieser Fertigkeitenliste finden. „Arts Professional“ fächert Wissen breiter auf. Die restlichen Fertigkeiten, die man aus Fate Core kennt, teilen sich auf „Arts Subtle“ und „Arts Social“ auf, die jeweils noch um zusätzliche Fertigkeiten ergänzt sind wie „Entertain“ oder „Scavenging“, da in Oubliette Nahrung und erst recht höhere Güter knapp sind.

Die Regeln

Kapitel sieben beinhaltet die Regeln zum Einsatz der Fertigkeiten (Wurf, die vier Aktionen, die vier Ergebnisse, Wettkämpfe, Konflikte, Herausforderung) sowie die Zeiteinheiten (Szene, Austausch etc.) und die Regeln rund um die Meilensteine. Das schafft Oubliette auf zwanzig Seiten angenehm kompakt.

Die Welt

Die nächsten 60 Seiten stellen die verschiedenen Stadtteile und deren besonders herausstechenden Bezirke oder Orte vor. Hier finden sich relativ „normale“ Stadtteile mit normalen Bauten, Umweltbedingungen und geordneten Verhältnissen. Es gibt aber auch wildere, gefährlichere oder einfach bizarre Gegenden.

Spielleitung

Das neunte Kapitel gibt auf rund zwanzig Seiten ein paar Tipps für die Spielleitung bzgl. Fate Punkten, NPC, Abenteuerstruktur etc. Außerdem werden einige optionale Regeln präsentiert.

Anhang

Der Anhang umfasst 160 Seiten. Neben ein paar Zufallstabellen findet man dort vor allem ein detailliert ausgearbeitetes Bestiarium mit fast 300 Personen und Wesen, jeweils mit Stunts und Aspekten. Selbst die mickrigsten Wesen haben Aspekte bis z. B. zu „Magnum Tenebrosum“ mit acht Aspekten, maximalem Fertigkeitswert +11, 15 Stunts etc. Praktischerweise gibt es Listen, um der/die/das passende sortiert nach Stadtteil, Kaste, Rasse oder Fertigkeitengruppe zu finden (Hier macht es sich wieder bezahlt, dass das PDF mit Hyperlinks arbeitet.). Stress und Konsequenzenslots folgen nicht einfach der modifizierten Regel für SC, sondern es gibt zusätzlich ein „Focus Chart“, in dem diese (ebenso wie Erholung und maximale Fertigkeitswerte) je nach Bedeutung des NSC für das Spiel modifiziert werden. Während in Fate Core NSC in drei Klassen unterteilt werden, sind es hier sechs.

Es folgt so etwas wie ein geschichtlicher Abriss und von der Spielleitung einsetzbare zukünftige Ereignisse.
Abgeschlossen wird das Buch mit einigen (wahlweise) Wahrheiten, Legenden oder Lügen über die Herkunft und tieferen Zusammenhänge von Oubliette.

Fazit

Ich habe Oubliette nicht gespielt, kann hier also nur nach Aktenlage urteilen, aber bereits die ist beeindruckend. Der Autor schafft es, eine vielschichtige und -seitige, kafkaeske Fantasywelt zu beschreiben. Die nötigen Fate Regeln sind gut und vor allem kompakt dargestellt – für abolute Fate-Neuling vielleicht etwas zu kompakt, aber immer noch besser, als einem Einsteiger Fate Core in die Hand zu drücken. Die wahre Stärke von Oubliette ist aber sicherlich der detailliert ausgearbeitete Hintergrund in Form von Orten, Wesen und Fraktionen. Auch die unglaubliche Menge (>400) an Beispielstunts in den Fertigkeitslisten und im Bestiarum sind eine tolle Sache – und sei es nur als Fundgrube oder Ideengeber für andere Fate-Spiele.

Der Beitrag Ein erster Blick auf Oubliette erschien zuerst auf FateRpg.de.

Alex hat euch in diesem Artikel noch mehr Petitio Videtur für Eagle Eyes kredenzt. Das ganze gibt es nun auch als Download.

 

Eagle Eyes Noch mehr Petitio Videtur
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Der Beitrag Eagle Eyes #19: Noch mehr Petitio Videtur als Download erschien zuerst auf FateRpg.de.

Das Leben eines Adlers birgt viele Gefahren, und ihre Aufgabe erfordert sowohl eine bedingungslose Hingabe an die Sache als auch ein enormes Durchhaltevermögen. Damit den Adlern auf halbem Weg nicht doch noch die Luft ausgeht, erhalten sie in Eagle Eyes – In den Schatten Roms ein Ziel, auf das sie mit jeder erfolgreichen Mission hinarbeiten. Ein Wunsch, der unerfüllbar schien, bis sie ihren Dienst für Personen angetreten haben, die über enormen Einfluss und Geldmittel verfügen. Dieser Wunsch, den sich die Adler erarbeiten, heißt Petitio Videtur.

Im Folgenden wollen wir Euch Ideen für solche Wünsche vorstellen. Wer möchte, kann hier auch das Schicksal befragen und frei nach aleae iactae sunt verfahren. Werft dazu 4 Fate-Würfel. Für jedes geworfene + geht ihr in der Tabelle einen Schritt nach rechts und für jedes einen nach unten. Habt ihr also +0 gewürfelt landet ihr bei 11. Klingende Sesterzen.

 

0 + ++ +++ ++++
0 1.

Land in Gallien

2.

Gesichertes Auskommen für einen anderen

3.

Ausbildung bei einem hochangesehen (Lehr-)Meister

4.
Einen im Exil Lebenden begnadigen
5.
Begnadigung eines zum Tode Verurteilten
6.

Heirat in eine einflussreiche Familie

7.

Aufstieg im Stand

8.

Einen seltenen Gegenstand beschaffen

9.
Ein Handelsschiff samt Mannschaft
 
10.
Exklusive Handelsrechte
11.

Klingende Sesterzen

12.
Vertuschen einer unliebsamen Sache
   
13.

Aggressive Positionierung

14.

Einen Urteilsspruch festlegen

     
15.

Todesgesuch

       
  1. Land in Gallien: Der Charakter erhält nach Abschluss seiner Dienstzeit ein Stück Land in einer Provinz des römischen Reiches. Gallien ist hierbei natürlich nur ein Vorschlag, es kann auch eine andere Provinz gewählt werden. Diese Petitio Videtur ähnelt sehr stark dem, was ein Legionär nach seiner Dienstzeit erhalten könnte, jedoch fiele in diesem Fall der Dienst eines Adlers kürzer oder das Stück Land wertvoller aus. Eine solche Petition Videtur könnte die Sehnsucht nach Ruhe zeigen oder die Hoffnung, alles hinter sich zu lassen. Vielleicht macht sich der Charakter auch nur etwas vor und wenn er sein Stückchen Land erhält, findet er dort nicht die Ruhe, die er sucht.
  2. Gesichertes Auskommen für einen anderen: Vielleicht besitzt der Charakter bereits alles, was er sich für sein Leben wünscht, oder aber eine andere Person ist ihm wichtiger als sein eigenes Auskommen. Vielleicht möchte er einem geliebten Menschen auf diese Weise ein besseres Leben ermöglichen. Ganz gleich was es ist, die Motivation für den Dienst eines Charakters hängt sehr stark von einer anderen Person ab. Es ist zu hoffen, dass diese auch das ist, wofür der Charakter sie hält. Und was wäre, wenn diese Person ins Fadenkreuz von Feinden des Charakters gerät? Diese Person sollte in jedem Fall in Grundzügen ausgearbeitet werden und könnte dann an passender Stelle gut in die Geschichte eingebunden werden.
  3. Ausbildung bei einem hochangesehen (Lehr-)Meister: Ein Adler, der diese Petitio Videtur wählt, scheint sich einem bestimmten Ziel verschrieben zu haben. Interessant ist hierbei natürlich, welche Art von Lehre er eingehen möchte. Will er von einem berühmten Philosophen oder Gelehrten lernen oder ist es ein bestimmtes Handwerk, das er erlernen möchte? Wirkt sich dieses Ziel vielleicht auch grundsätzlich auf den Charakter aus? Folgt er einer bestimmten Geisteshaltung oder sieht er ein bestimmtes Verhalten als besonders erstrebenswert an?
  4. Einen im Exil Lebenden begnadigen: Diese Petitio Videtur soll einer dem Charakter nahestehenden Person die Rückkehr nach Rom ermöglichen, nachdem diese verstoßen wurde. Hierbei ist ebenfalls wieder der Hintergrund dieser Person interessant, für die der Charakter bereit ist, den Dienst als Adler zu bestreiten. Welcher Tat hat sie begangen (oder soll sie begangen haben)? Soll sie möglichst bald zurückkehren können? Wo ist sie derzeit und ist sie dort vielleicht in Gefahr? Ist die Person von ihrer Tat nach ihrer Rückkehr nicht weiter betroffen oder stellt sie ein Problem dar? Wird die Person vielleicht wieder dasselbe tun, weswegen sie ins Exil verbannt wurde? Warum fühlt sich der Charakter zu dieser Hilfe verpflichtet? Hier lassen sich wiederum interessante Ansätze für Geschichten oder Dilemma für den Adler ableiten.
  5. Begnadigung eines zum Tode Verurteilten: Diese Petitio Videtur ist der vorherigen sehr ähnlich, doch scheint die Tat der Person, um die es sich hier dreht, noch schwerer zu wiegen. Die in Punkt 4 genannten Fragen lassen sich hier aber fast alle ebenfalls stellen, um dem Ganzen mehr Tiefe zu verleihen und um Möglichkeiten für ein interessantes Spiel zu ermöglichen.
  6. Heirat in eine einflussreiche Familie: Mit dieser Petitio Videtur zeigt der Adler eine sehr berechnende Seite. Es geht ihm hierbei nicht um Liebe oder nur um einen reinen Aufstieg im Stand. Er hat einen bestimmten Familienzweig im Auge, dem er ebenfalls angehören möchte. Was ist das Besondere an diesem Zweig? Ist es sein Ruf oder sein außergewöhnlicher Stand in der Gesellschaft? Sind es besondere geschäftliche oder familiäre Verbindungen, die diese Heirat hervorbringen würden? Geht es vielleicht sogar um Rache oder die Begleichung alter Rechnungen?
  7. Aufstieg im Stand: Der ehrgeizige Charakter ist mit seinem Stand oder Rang unzufrieden. Vielleicht steckt er wegen einer Verfehlung in der militärischen Rangfolge fest oder eine Beförderung war für jemanden wie ihn nicht vorgesehen. Vielleicht ist er ein Plebejer, der auf den Patrizierstand schielt oder ein Patrizier, der in den Senat möchte. Es wäre denkbar, dass sich dieser Charakter den Goldenen anschließt. Ein Ausländer, der Römischer Bürger werden möchte, könnte sich aber auch den Kupfernen zugehörig fühlen. Außerdem wäre es auch gut möglich, dass der Charakter nicht selber im Stand aufsteigen, sondern einer anderen Person diesen Aufstieg ermöglichen möchte.
  8. Einen seltenen Gegenstand beschaffen: Es muss nicht immer um Geld gehen. Vielleicht sehnt sich der Charakter nach einem ganz bestimmten Schriftstück, einer Reliquie oder einem anderen Gegenstand, der vielleicht einen hohen Geldwert, für den Charakter in jedem Fall aber einen enorm hohen ideellen Wert besitzt. Was ist das für ein Gegenstand und was ist für den Adler das Besondere daran? Vielleicht ergibt sich daraus ein eigenes Abenteuer, wenn die Sinistram es dem Adler erlauben, eine Hand anzuführen, um diesen Gegenstand zu beschaffen.
  9. Ein Schiff samt Mannschaft: Diesen Charakter zieht es nach seinem Dienst als Adler in die Welt hinaus. Vielleicht war es schon immer sein Traum, die weite Welt zu bereisen. Vielleicht hat er ein bestimmtes Ziel vor Augen. Oder er will nach seinem Dienst für die Sinistram alle Brücken hinter sich abbrechen und all das, was er als Adler tun wird, zurücklassen.
  10. Exklusive Handelsrechte: Der Charakter ist ein kühler Opportunist und weiß genau um den Wert einer bestimmten Ware und wo diese sich am besten verkaufen lässt. Er wird dieses exklusive Recht wahrscheinlich nicht in Rom selbst erhalten, jedoch lässt sich in den Provinzen ebenfalls gutes Geld mit den richtigen Angeboten machen. Ein Charakter mit dieser Petitio Videtur dürfte sich gut mit den Gesetzen und Regeln des Marktes auskennen.
  11. Klingende Sesterzen: Der Charakter erhält am Ende seiner Laufbahn einen großen Geldbetrag. Vielleicht weiß er selber noch nicht, was er nach seiner Zeit anstellen möchte, oder er ist sehr stark selbstbestimmt und möchte seine Zukunft nicht durch die Sinistram eingefädelt wissen. Oder er hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, für das er das Geld einsetzen möchte. Für den Charakterhintergrund wäre es sehr interessant zu wissen, warum er sich nicht auf ein enger gefasstes Ziel festgelegt hat.
  12. Vertuschen einer unliebsamen Sache: Der Charakter hat ein dunkles Geheimnis, dass er um jeden Fall verschwinden lassen möchte und vielleicht wird er deshalb sogar schon erpresst. Zum Glück ist es eine der Hauptaufgaben der Adler, Beweise verschwinden zu lassen und Informationen zu fälschen. Vielleicht kann sogar die Hand, zu der der Adler gehört, mit dieser Aufgabe betraut werden. Was ist das für ein Geheimnis und in wie weit möchte der Charakter vielleicht nicht, dass seine Mit-Adler davon erfahren?
  13. Aggressive Positionierung: Diese Petitio Videtur weist darauf hin, dass der Charakter oder eine ihm nahestehende Person bereits ein mehr oder minder erfolgreiches Unternehmen führt. Der Adler möchte nun Konkurrenten aus dem Geschäft drängen und eben dieses Geschäft besserstellen. Was ist das für ein Geschäft und warum benötigt er eine Petito Videtur, um sein Ziel zu erreichen? Wer steht ihm im Weg? Besteht eine versteckte oder offene Feindschaft zu den Konkurrenten? Wie beeinflusst diese Verpflichtung seinen Dienst als Adler? Genauso wie bei Einen seltenen Gegenstand beschaffen könnte sich daraus ein eigenes Abenteuer ableiten.
  14. Einen Urteilsspruch festlegen: Diese Petitio Videtur muss wahrscheinlich sehr zeitnah erfüllt werden. Mehr zu diesem Punkt und welche Konsequenzen eine solche Bitte hat, findest du in Eagle Eyes – In den Schatten Roms, S. 20. Der Charakter beeinflusst hierbei über die Sinistram in einem bestimmten Fall die Rechtsprechung. Vielleicht ist eine dem Charakter nahestehende Person eines Verbrechens angeklagt und der Adler möchte eine schwere Strafe verhindern. Vielleicht aber ist es eine Person, bei der der Adler eine Verurteilung in jedem Fall sicherstellen möchte. Wie schwer diese Petitio Videtur wiegt, hängt sehr stark davon ab, wie der Urteilsspruch ohne das Eingreifen der Sinistram ausgesehen hätte. Wäre eine Verurteilung von Haus aus unwahrscheinlich gewesen und der Charakter wollte nur auf Nummer Sicher gehen, dann ist das ein eher kleines Bittgesuch. Wäre der Angeklagte aber mit ziemlicher Sicherheit eines schweren Verbrechens überführt worden oder soll eine solche Verurteilung arrangiert werden, dann kann das zu einem besonders schweren Dienst als Adler führen.
  15. Todesgesuch: Auf diese Petitio Videtur wird in Eagle Eyes – In den Schatten Roms auf S. 21 bereits eingegangen. Der Charakter will den Tod einer bestimmten Person. Bei diesem Bittgesuch sind die Hintergründe natürlich sehr interessant. Wer ist diese Person und warum will der Charakter ihren Tod? Geht es um Rache, Machtzuwachs, reines Kalkül oder pure Gefühle? Dieser Punkt verrät auch sehr viel über den Charakter des Adlers. Er kann auch direkt angespielt werden, indem die betreffende Person auf die eine oder andere Weise in der Geschichte in Erscheinung tritt.

 

Petitio Videtur im Spiel

Auf den ersten Blick scheint es fast, dass eine Petitio Videtur kaum Einfluss auf das laufende Spiel haben könnte. Schließlich wird sie bei den meisten Charakteren erst interessant, wenn das Ende ihrer Laufbahn gekommen ist. Die Petitio Videtur kann aber bei weitem mehr über den Charakter aussagen, als nur was ihn im Ruhestand erwartet. Sie zeigt zudem sehr gut, wofür diese Person zu kämpfen bereit ist oder welche Prioritäten sie im Leben setzt und wo ggf. besonders wirksame Ansatzpunkte sind, um sie auch im normalen Spiel zu etwas zu bewegen.

Das beginnt bei „Klingende Sesterzen“, einer Petitio Videtur die zeigt, dass materielle Güter und allen voran Geld für den Charakter sehr wichtig sind. Was, wenn er in einem Abenteuer die Möglichkeit erhält, eine große Summe Geld sein eigen nennen zu können? Was, wenn eine Zielperson versucht, ihn zu bestechen? Kann er dazu wirklich so einfach nein sagen?

„Aufstieg im Stand“ zeigt, dass der Charakter einen besonderen Ehrgeiz an den Tag legt. Er ist mit seiner derzeitigen Position im Leben nicht zufrieden. Er will höher hinaus. Was, wenn er von oben herab behandelt wird? Was, wenn man ihn umschmeichelt und ihm das Gefühl gibt, angesehen und begehrt zu sein? Bleibt die Disziplin gewahrt oder wird er vielleicht leichtsinnig?

„Gesichertes Auskommen für einen anderen“ zeigt, dass es jemanden gibt, der dem Charakter besonders wichtig ist. Was, wenn diese Person in Gefahr gerät oder dringend Hilfe benötigt, doch der Charakter sich zu dieser Zeit auf seinen nächsten Auftrag vorbereiten müsste?

 

Petitio Videtur als Aufhänger für Abenteuer

In der einen oder anderen oben beschriebenen Petitio Veditur wurde bereits die Idee genannt, daraus ein Abenteuer zu machen. Die Erfüllung vieler dieser Wünsche ist letztlich nur möglich, wenn Adler diese vorbereiten. Warum also nicht die Spielercharaktere? Das kann eine Petitio Videtur von einem der SC sein oder aber das Erfüllen der Bitte eines anderen Adlers, den sie im Idealfall bereits kennengelernt haben. Letzteres bietet wieder einige interessante Möglichkeiten. Was, wenn dieser sich über viele Spielabende hinweg den Charakteren gegenüber herablassend verhalten hat und sie jetzt seinen glücklichen Ruhestand vorbereiten müssen? Bleiben sie professionell? Oder was passiert, wenn ein eigentlich gern gesehener Adler plötzlich dunkle Seiten offenbart? Nicht nur über die Spielercharaktere kann die jeweilige Petitio Videtur viel aussagen, auch die anderen NSC-Adler werden auf diese Weise gut charakterisiert.

Die Petitio Videtur bietet viele Möglichkeiten und wir hoffen, wir konnten euch auf diese Weise neue Ideen liefern, diesen Aspekt und Hintergrund zu nutzen. Damit kommen wir auch langsam zum Ende der Artikelreihe. Wir sehen uns noch ein letztes Mal im alten Rom und dann präsentieren wir euch noch ein paar Literatur- und Quellenempfehlungen.

Der Beitrag Eagle Eyes #18: Noch mehr Petitio Videtur erschien zuerst auf FateRpg.de.

Wir wurden oft gefragt, ob wir nicht auch den Charakterbogen aus dem Amerikanischen Original von Evil Hat bereit stellen können.
Können wir:

Eagle Eyes – Amerikanischer Charakterbogen

Download Eagle Eyes - Amerikanischer Charakterbogen

Der Amerikanische Originalbogen für Eagle Eyes – In den Schatten Roms

© Evil Hat Productions, LLC

EagleEyes-Charakterbogen-amerikanisch-A4.pdf 1.0
Sprachen: Deutsch
Anforderungen: PDF Reader
Kategorie: Fate Core, Turbo-Fate, Fate Accelerated
Datum: 7. Juni 2017

Der Beitrag Der Amerikanische Eagle Eyes Charakterbogen erschien zuerst auf FateRpg.de.

Im letzten Artikel ging es um Orakel und Weissagungen im Allgemeinen. Dieses Mal wollen wir etwas praktischere Beispiele aufzeigen, wie ihr dieses Thema mit in eure Spielsitzungen von Eagle Eyes – In den Schatten Roms bringen könnt.

 

Wahrsagen als Hintergrund-Fluff

Viele Römer waren abergläubisch und diese Eigenheit kann der Spielwelt einiges an Tiefe verleihen. Das kann z. B. der Fall sein, wenn ein Spieler es als besonderen Charakteraspekt seines SC ansieht. Oder wenn die Spieler im Spiel damit in Berührung kommen. Ein Prophet könnte auf dem großen Platz von schlimmen Ereignissen fabulieren oder einen der Adler am Arm packen und mit weit aufgerissenen Augen „Zeus sieht dich und deine Sünden! Kehre ab von deinem Tun!“ flüstern.

 

Je nach dem, wohin sich die Spieler wenden, könnten sie anderen dieser Art über den Weg laufen oder sich mit ihnen auseinandersetzen müssen. Haben die Adler etwas mit einer größeren, offiziellen Senatsangelegenheit zu tun, könnte ihnen ein Augur einen Strich durch die Rechnung machen, weil durch dessen Götterbefragung die dringende Versammlung abgesagt werden soll. Oder sie bekommen es mit einem Pontifex zu tun, der in den nächsten Tagen auf Geheiß der Götter alle Gerichtstermine absagen lässt. Im Geheimen könnten es eine Sibylle sein, die im Zentrum eines Mysterienkults sitzt und deren Weissagungen die Adler zum Handeln zwingt.

Gesprächspartner könnten sich durch ein Omen plötzlich umentscheiden. Im vorherigen Artikel wurden nur die großen Wahrsage-Methoden aufgelistet, doch selbst Kleinigkeiten wie ein Niesen, Stolpern oder ein Hahnenschrei konnten als kleine Zeichen der Götter interpretiert werden.

 

Vielleicht nehmen die Adler an einer Opferung Teil und hören die vorausgesagte Zukunft, welche die Eingeweide des Opfertiers offenbaren oder sie erleben eine Vogelschau, hören die Flötenspieler, die diese Zeremonie begleiten und mit ihrer Musik die Singvögel anlocken möchten. Was davon ist vielleicht auch ein Zeichen der Götter an die SC?

Oder aber eine Prophezeiung hat die Menge in Aufruhr versetzt. Eine Spannung liegt in der Luft, weil sich ein Magistrat über den Ratschluss der Götter hinweggesetzt hat und nun erwartet jeder, dass bald etwas Schlimmes passiert. Muss die Lage entschärft werden oder kann man sie ggf. für eigene Zwecke verwenden?

 

Das Ganze sollte aber natürlich nicht übertrieben werden. Lasst es ein Teil der Welt werden und rückt es immer wieder mal in den Fokus, gebt ihm aber nicht zu viel Raum im Alltag. Auch müssen die Symbole und Zeichen sowie die Prophezeiungen nicht ausformuliert sein. Wichtiger ist das grundsätzliche Urteil, dass die Götter dem Wahrsager zufolge gefällt haben, und das Gefühl, dass dadurch bei den Zuhörern hervorgerufen wurde.

 

Wahrsagen als Werkzeuge für die Spieler

Es gibt aber natürlich auch noch die Möglichkeit, dass die Adler (ähnlich wie viele Senatoren und andere Mächtige) diese Rituale und Entscheidungsfindungen geschickt nutzen, um damit das Schicksal zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Vielleicht ist euch beim Lesen schon die eine oder andere Idee durch den Kopf geschossen. Hier möchten wir ebenfalls ein paar weitere Ansätze liefern.

 

Bestechung

Bestechung ist natürlich immer eine gute Möglichkeit. Vielleicht haben die Adler herausgefunden, dass sich ihre Zielperson regelmäßig an eine bestimmte Person wendet, um sich den Urteilsschluss der Götter deuten zu lassen. Vielleicht lässt sich mit klingender Münze die Zielperson auf diese Weise gut steuern. Oder aber der Priester, Haruspex etc. ist nicht bestechlich und es muss vielleicht eine andere Überzeugungsform gefunden werden?

 

Eigene Träume erschaffen

Oder nehmen wir die Traumdeutung. Wenn eine Zielperson sich gerne dem Rausch hingibt und daraus Einsichten für die Zukunft erhofft, könnten sich die Adler nicht in dessen Kammer schleichen und ihm eine geeignete Version einflüstern oder vielleicht sogar ihn aus dem Schlaf reißen und ihm den Traum vorspielen? Dazu müsste man natürlich im Vorhinein wissen, welche Symbole der Traumdeuter wie auslegt und ggf. muss bei der Zielperson mit speziellen Rauschmitteln noch etwas nachgeholfen werden, damit er bei dem ganzen Theaterstück auch nicht zu vollem Bewusstsein kommt.

 

Das Schicksal in die eigenen Hände nehmen

Es gäbe auch die Möglichkeit, dass einer der Adler sich als Weissager ausgibt und das Schicksal in die eigenen Hände nimmt oder das die Adler anderweitig Zeichen fälschen müssen. Wie könnte man die Vogelschau zu den eigenen Gunsten präparieren? Oder ein Gewitter fälschen?

 

Wahrsagerei regeltechnisch abbilden

Nachdem wir bisher immer von einem narrativen Ansatz an das Thema herangegangen sind, sehen wir uns doch mal an, ob die Wahrsagerei sich nicht auch in den Regeln wiederspiegeln kann.

 

Mit Wahrsagen Aspekte erschaffen

Wir haben bereits davon gesprochen, dass viele Römer die göttlichen Botschaften äußerst ernst nahmen. In diesem Zusammenhang ist es natürlich nur logisch, dass sich diese auch gelegentlich als Aspekte im Spiel manifestieren können. Wem von den Göttern nahegelegt wird, er soll sein aktuelles Tun nicht fortführen, bei dem heißt es „Die Götter sind dagegen“. Wem Erfolg in Aussicht gestellt wurde, der fühlt sich, als hätte er „Die Götter im Rücken“.

 

Wahrsagen mit Hilfe der Fate-Karten

Eine weitere Möglichkeit wäre, dem ganzen Abenteuer einen Wahrsage-Aspekt zu verleihen, in dem ihr die Schicksalsgötter selbst befragt. Nehmt dazu den „Würfel“-Kartenstapel aus den Fate-Karten, mischt diesen und zieht eine Karte. Verwendet jetzt den Aspekt, der oben rechts steht und erschafft daraus eine kurze Vision. Das Ganze sollte nicht länger als ein oder zwei Minuten dauern.

 

Wurde zum Beispiel „Gerade noch davongekommen“ gezogen, dann könnte in der Vision von einem Reh die Rede sein, das von einem hungrigen Wolf angefallen wird, doch im letzten Moment kann es seinem Zugriff entkommen. Wer es etwas stärker einschränken möchte, könnte natürlich von einem Hasen und einem Adler sprechen, damit wären die Rollen der beiden Parteien in der Vision aber schon ziemlich festgelegt.

Wenn es das Abenteuer hergibt, kann diese Vision tatsächlich den Charakteren offenbart worden sein. Wenn sich z. B. einer der Charaktere sehr stark vom Willen der Götter abhängig macht und die Erkenntnisse mit seinen Kollegen teilt oder die Sinistram vielleicht sogar ein Orakel in ihren Reihen haben.
Der gezogene Aspekt wird zum festen Aspekt, der die Spielesitzung über gilt. Die Spieler sowie die SL können diesen dann einsetzen/reizen. Die Spieler in Situationen, bei denen ihnen diese Weissagung vermeintlich Mut zuspricht und die SL, wenn die Weissagung in den Charakteren Zweifel am Gelingen oder an der Richtigkeit ihres Tuns oder an der Herangehensweise aufwirft.

Im obigen Beispiel könnten die Charaktere natürlich glauben, dass sie das Reh symbolisieren und sie der brenzligen Situation, in der sie gerade stecken, doch noch im letzten Moment entkommen können oder die SL reizt den Aspekt, wenn die Charaktere zu direkt vorgehen. Wenn sie sich, wie der Wolf, direkt auf ihr Ziel stürzen, dann ist ihnen kein Erfolg beschieden. Sie sollten ihre Pläne lieber etwas verfeinern und überdenken.

Freie Einsätze für diese Aspekte

Wenn ihr dem Wahrsage-Aspekt noch mehr Gewicht verleihen wollt, dann könnt ihr freie Einsätze zulassen. Wurde eine positive Karte gezogen, kann der Aspekt von den Spielern einmal kostenfrei eingesetzt werden. Wurde die +4 gezogen, dann sogar zweimal. Das gleiche gilt für die SL, wenn eine negative Karte gezogen wurde. Bei einer 0 ist einfach nur der Szenenaspekt ohne freie Einsätze erschaffen worden.

 

Wahrsagen als Abenteueraufhänger

Natürlich gibt es aber auch noch die Möglichkeit, dass sich das Abenteuer um das Thema Wahrsagerei dreht. Zum Abschluss hier noch eine Idee dazu.

 

In Kassandras Namen

Kassandra war die wunderschöne Tochter des trojanischen Königs und dessen Frau. Apollon liebte sie und schenkte ihr eine enorme seherische Fähigkeit. Sie erwiderte diese Liebe jedoch nicht, worauf hin Apollon sie damit strafte, dass sie zwar weiterhin die Zukunft sehen konnte, unter anderem sagte sie den Fall Trojas voraus, doch niemand schenkte ihr Glauben.

Eine junge Seherin ist in Rom eingetroffen, die sehr exakte Aussagen über zukünftige Ereignisse preisgibt, die bisher alle in Erfüllung gegangen sind. Das wäre für die Adler noch nicht weiter schlimm, hätte sie vor kurzem nicht in aller Öffentlichkeit die nächsten Ziele der Adler vorausgesagt. Ist sie tatsächlich eine echte Seherin oder hat sie Einblicke, die eigentlich nur den Sinistram selbst gegeben sind? In jedem Fall wird der nächste Auftrag für die Adler deutlich schwerer, denn ihr nächstes Ziel hat aus Angst seine Vorsichtsmaßnahmen verstärkt.

 

Außerdem scheint es, dass selbst die Sinistram Respekt vor dieser Frau haben, weshalb sie eine direkte Herangehensweise ausschließen. Stattdessen soll sie den Weg der Kassandra gehen. Die SC werden damit beauftragt, die nächsten Voraussagen zu verhindern und die Gesellschaft dahingehend zu beeinflussen, dass man ihren Worten keinen Glauben mehr schenkt. Doch das ist leichter gesagt, als getan, wenn sich selbst das Schicksal gegen diesen Auftrag aufzulehnen scheint. Was, wenn es genau ihrer Taten bedarf, dass das Vorausgesagte eintritt? Damit würden sich die Sinistram aber nicht zufriedengeben.

 

Abschließende Worte

Das war doch wieder eine ganze Menge. Wir sehen uns beim nächsten Artikel. Dann schweben wir auch nicht mehr länger in den göttlichen Sphären, sondern bewegen uns wieder deutlich näher an euren Charakteren. Die Würfel kommen dann auch wieder zum Einsatz. Man liest sich.

Der Beitrag Eagle Eyes #18: Orakel und Weissagungen im Spiel erschien zuerst auf FateRpg.de.

„Wenn Krösus den Halys überschreitet, wird er ein großes Reich zerstören.“ Mit diesem berühmten Ausspruch des Orakels von Delphi zog der letzte König von Lydien siegessicher in den Krieg, doch am Ende war es sein eigenes Reich, das seinen Untergang fand. Ein schönes Beispiel für das Thema, dem wir uns heute widmen möchten: die Wahrsagerei. Diese wird im Settingband von Eagle Eyes – In den Schatten Roms nur kurz angerissen, spielte in der römischen Republik jedoch eine wichtige Rolle und kann in verschiedenen Bereichen gut eingebunden werden.

 

Wahrsagerei im alten Rom

Damals war man der festen Überzeugung, dass die Götter den Menschen über Zeichen ihre Zustimmung oder Ablehnung kundtaten. Aus diesem Grund wurden größere Entscheidungen sowohl auf politischer als auch privater Ebene nur getroffen, wenn vorher die Götter dazu befragt worden waren.

 

Die verschiedenen Wahrsager Roms

Betrachten wir uns erst einmal, wer damals diese besondere Gabe besaß. Schließlich gab es vor allem im staatlichen Bereich feste Rollen und Zuständigkeiten.

 

Die Auguren

Wenn es um die offizielle Wahrsagerei geht, standen die Auguren ganz oben auf der Liste. Sie waren spezielle Beamte, die mit Hilfe z. B. der Vogelschau prüften, ob ein geplantes Unternehmen das Wohlwollen der Götter genoss. Sie konnten sowohl vom römischen Senat als auch von Privatpersonen, allen voran den Familienoberhäuptern, befragt werden. Hauptsächlich aber wurden sie von einem Magistrat beauftragt, bevor politische Entscheidungen getroffen wurden. Dazu gehörte z. B. das Einsetzen eines neuen Magistrats, das Ausrufen von Kriegen und Feldzügen, die Einführung neuer Gesetze und dergleichen.

 

Der Augur führte dann eine auspicia (Vogelschau) durch, bei der am Ende entweder eine positive (nuntatio) oder negative Entscheidung (obnuntatio) verkündet wurde. Gab der Augur bekannt, dass die Götter das fragliche Ereignis ablehnten, dann wurde es mit großer Sicherheit abgebrochen. Der Magistrat konnte sich zwar dieser Entscheidung widersetzen, doch wurde ein solches Verhalten mit äußerstem Misstrauen betrachtet. Sollten sich sogar negative Konsequenz daraus ergeben, dann konnte dies schwere Strafen für den uneinsichtigen Magistraten nach sich ziehen. Dasselbe galt für den Auguren, wenn diesem eine falsche Interpretation nachgewiesen werden konnte.

 

Das Besondere an den Auguren war, dass sie nur deuteten, ob die Götter eine bestimmte Handlung befürworten oder ablehnten. Anders als bei sonstigen Wahrsagern oder Zukunftsdeutern gaben sie keine Handlungsaufforderung ab. Dennoch waren sie es, die bei vielen politischen Entscheidungen die Macht hatten, diese zu verhindern, weshalb sie zu den mächtigsten Männern Roms zu zählen sind.

 

Die Pontifices

Darüber hinaus gab es mehrere offizielle Stellen, zu deren Aufgaben es auch gehörte, den Rat der Götter einzuholen. Da wären zum einen die Pontifices, die man am ehesten als sakrale Beamte bezeichnen könnte. Sie überwachten die Einhaltung aller religiösen Vorschriften. Wichtig für uns ist in dem Zusammenhang vor allem, dass sie als Berater in religiösen Belangen fungierten und dazu zählten damals auch rechtliche Belange und das Gesetz betreffende Fragen.

 

Ein Pontifex hatte Einblick in die geheimnisvollen Wege der Götter und teilte dieses Wissen auf Anfrage unentgeltlich mit den Ratsuchenden.

 

Die Flamines

Zum selben Kollegium gehörten noch die Flamines. Ein Flamen war ein Priester im Dienste jeweils einer bestimmten Gottheit und konnten ebenfalls die Zukunft mit Hilfe verschiedener Methoden voraussagen. Fühlte man sich mit seiner Frage zu einem speziellen Gott hingezogen, dann wendete man sich gerne an den dafür zuständigen Flamen.

 

Die sibyllinischen Bücher

Zudem gab es da noch die sibyllinischen Bücher, eine Sammlung von griechischen Orakelsprüchen, die von einer Wahrsagerin (Sibylle) erstellt worden sein sollen. Diese wurden zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms vom Quindecimviri sacris faciundis, einem 15 Mann starken Priesterkollegium bestehend aus Patriziern und Plebejern, im Geheimen aufbewahrt und in Krisenzeiten auf Antrag des Senats mit Hilfe zweier griechischer Übersetzer konsultiert.

 

Hierbei muss aber erwähnt werden, dass das Kollegium lediglich das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentierte und nicht, wie die Befragung der Bücher vonstattengegangen war. Geschickte Adler haben hier einige Möglichkeiten, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen, sofern sie Zugang zu dem Kollegium und/oder den zeremoniellen Riten erhalten.

Die Weissagungen sollten hierbei vor allem die richtigen religiösen Handlungen und Zeremonien wiedergeben, um größere Unglücke zu verhindern oder nach besonderen Ereignissen (wie einem Erbeben, einer Seuche oder bei der Sichtung eines Kometen) zu sühnen.

 

Die Haruspices

Außerhalb der römischen Priesterschaft gab es zudem noch die Haruspices, in der Regel Priester einer nicht-römischen Gottheit. Zwar konnte es vorkommen, dass ein Haruspex auch für den Senat tätig wurde, dann aber höchstens in beratender Funktion. Die Beziehung der Römer zu ihnen schwankte zudem über die Jahrhunderte hinweg teils sehr stark und konnte von bloßer Skepsis bis hin zu Verboten reichen. Zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms erlebten sie eine Hochzeit und hatten sich zu einem 60 Mann starken Kollegium zusammengeschlossen.

Sibyllen & Propheten

Zudem sind noch die Sibyllen und Propheten zu nennen, wobei eine Sibylle eine Prophetin war, die ihre Weissagungen meistens in einem ekstatischen Zustand kundtat. Eigentlich sind sie mehr im Orient und Griechenland zu finden, aber da sie sich sehr stark zu Erdgöttinnen zugehörig fühlen, kann man sie bei Bedarf mit einem römischen Mysterienkult, der sich der Magna Mater Kybele verschrieben hat, verbinden und sie damit nach Rom ziehen.

 

Grundsätzlich unterscheiden sich Sibyllen und Propheten von den bisher genannten, dass sie sich im direkten Auftrag einer Gottheit sehen. Priester hingegen dienen zwar einem Gott, erfragen aber nur bei Bedarf ihren oder seinen Ratschlag. Propheten eignen sich im Spiel sehr gut als feurige Redner inmitten einer Menge, wo sie Unruhe stiften könnten oder eine für die Adler ungünstige Stimmung erzeugen.

 

Verschiedene Wahrsage-Methoden

Neben der oben bereits erwähnten Methode, die sibyllinischen Bücher zu Rate zu ziehen, gab es noch einige weitere Methoden.

 

Der Vogelflug

Die Vogelschau wurde von den Auguren durchgeführt, wobei keine direkten Fragen beantwortet wurden. Stattdessen erfuhr man lediglich, ob die Götter mit dem Vorhaben einverstanden waren oder eben nicht.

 

Zu diesem Zweck wurde vom Auguren ein rechteckiger Bereich im Himmel festgelegt, in dem die Deutung erfolgen sollte. In Rom gab es zudem das auguraculum, einen festgelegten Platz auf dem Capitol, an denen diese Art der Deutung durchgeführt wurde.

 

Es konnten verschiedene Elemente zur Deutung herangezogen werden. Da war zum einen der Gesang von Singvögeln, aber eben auch der Flug. Hierbei war von Bedeutung, welche Art von Vogel zu welcher Tages- und Jahreszeit wo zu sehen war. Erschien zum Beispiel ein Rabe zur Linken, war das ein positives Zeichen. Es konnte aber auch das Fressverhalten von Hühnern gedeutet werden.

 

Die Leberschau

Eine etwas detaillierte Weissagung wurde mit Hilfe der Eingeweideschau erreicht. Zu diesem Zweck wurde ein Opfertier geschlachtet und die Eingeweide nach ihrem Aussehen und auf ihre Beschaffenheit geprüft. Allen voran war die Leber von besonderem Interesse, da sie wie das Herz als Sitz des Lebens galt.

Für die Leberschau wurde das Organ in mehrere Bereiche unterteilt. Zum einen stand die rechte Seite für die Person, die die Befragung angeordnet hatte und die linke galt den äußeren Verhältnissen. Außerdem waren weitere Bereiche der Leber unterschiedlichen Göttern und damit Lebensbereichen zugeordnet. Besondere Merkmale in diesen Bereichen wurden dann als Zeichen der Götter gedeutet, wobei Missbildungen und dergleichen als negative Omen und besonders gesunde Exemplare als positive Zeichen angesehen wurden.

 

Die Blitzlehre

Diese Form der Weissagung wurde von den Auguren durchgeführt, es wurden aber vom Senat nicht selten Haruspices als Berater herangezogen.
Blitze waren eindrucksvolle Naturphänomene, die den Göttern zugeschrieben wurden und an denen man ihren Willen ablesen konnte. Dabei beobachtete man, woher ein Blitz kam sowie seinen Verlauf und wo er ggf. einschlug und zu welcher Tageszeit er auftrat. Zudem unterschied man verschiedene Arten von Blitzen, die dann verschiedenen Göttern zugeordnet wurden. Orte, an denen ein Blitz eingeschlagen hatte, wurden als besonders heilig angesehen und mit besonderen Einfassungen (Puteale) versehen.

 

Es konnten auch andere Himmelserscheinungen wie Wolkenformen, Regen oder Lichterscheinungen wie Regenbögen von Bedeutung sein.

 

Würfel

Sehr beliebt bei den Römern war die Weissagung mit Würfeln. Hierzu wurden fünf Würfel verwendet, die aus quaderförmigen Sprunggelenkknöchelchen meistens von Schweinen, Ziegen oder Schafen gemacht waren und die vier unterschiedlich geformte Seiten zeigen konnten. Diese Seiten hatten unterschiedliche Zahlenwerte (1, 3, 4 & 6).

 

Um nun die Zukunft vorauszusagen gab es unterschiedliche Methoden. Entweder es wurde die Gesamtsumme des Wurfs gezählt und das Ergebnis stand dann für einen griechischen Buchstaben, der mit Hilfe des Buchstabenorakels interpretiert wurde. So stand die 30 für das Alpha, 28 Beta (29 war mit den Würfeln nicht möglich) etc. und im Orakel stand Alpha für: „Alles wirst du glücklich tun, das sagt der Gott.“

 

Eine weitere Methode war die Kombination der Würfelwerte, d. h., welcher Wert an welcher Stelle erwürfelt worden war. Diese Methode war sehr beliebt und die daraus resultierenden Ergebnisse und deren Deutungsmöglichkeit standen sogar als Steintafeln auf einigen Marktplätzen. Ein Beispiel hierfür wäre: 1,1,1,6,4 [Summe:] 13. Von Aphrodite fallen drei Einser, dann ein Sechser, als fünfter ein Vierer: Reise, wohin du willst! Froh wirst nämlich nach Hause du kommen, finden wirst du und tun, was du in deinem Herzen erwägst. Aber bete zu Aphrodite und dem Sohn der Maia [Hermes].

 

Träume

Eine weitere Methode bestand darin, sich die eigenen Träume von Traumdeutern entschlüsseln zu lassen. Man glaubte hierbei, dass die Götter einem vor allem im berauschten Zustand Einsichten schenken würden, weshalb es spezielle Heiligtümer gab, in denen man sich betrinken und in einer Kammer seinen Rausch ausschlafen konnte. Am nächsten Morgen deutete der ansässige Traumdeuter einem gegen einen kleinen Obolus dann die nächtlichen Visionen.

 

Das Orakel

Hierbei handelte es sich um eine Person, durch welche die Götter direkt zu den Menschen sprachen. Das geschah aber selten in direkter Weise. Stattdessen waren die Sinnsprüche oft kryptischer Natur. Meistens standen Berater zur Verfügung, die einem bei der Deutung der Worte halfen.

 

Noch weitere Methoden

Natürlich streifen wir damit nur die Spitze des Eisberges. Darüber hinaus gab es noch viele andere Möglichkeiten wie Lose, Bücherbefragungen usw., um den Willen der Götter zu erfragen und in den oben aufgeführten Punkten haben wir ebenfalls nur einen winzigen Teil dessen aufgezeigt, was damit zusammenhängt. Es soll aber auch nur darum gehen, ein Gefühl dafür zu vermitteln.

Aus diesem Grund wollen wir im nächsten Artikel dann auch etwas praktischer werden. Wir schauen uns nämlich an, wie wir die bisher angehäuften Informationen auf die eine oder andere Weise ins Spiel einbauen könnten.

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Der Download der in diesem Artikel vorgestellten Würfeltabellen zur römischen Namenswahl ist leider fehlerhaft gewesen weswegen wir den Download aktualisiert haben. Am besten zieht ihr das Dokument nochmal. Vielen vielen lieben Dank an Volker der mit seinen Adleraugen den Fehler fand.

Eagle Eyes Würfeltabelle Römischer Namen

Download Eagle Eyes Würfeltabelle Römischer Namen

Die Würfeltabellen

Die meisten Punkte haben mehrere Tabellen. Ihr könnt entweder direkt eine Tabelle aussuchen oder ihr werft zuerst einen Fate-Würfel und bestimmt dadurch eine Tabelle. Wenn ihr bei den Familiennamen ein „“ erwürfelt habt, werft so oft neu, bis der Würfel ein „+“ oder „0“ zeigt und fahrt dann bei der jeweiligen Tabelle fort.

Werft dann mit vier Fate-Würfeln auf die Tabelle, die zu eurem Ergebnis passt.

Beginnt links oben und geht für jedes erwürfelte „+“ eine Spalte nach rechts und für jedes „“ eine Zeile nach unten. Habt ihr nur „Nullen“ gewürfelt, dann ist der erste Eintrag euer erwürfelter Name.

Als Beispiel: Bei einem Ergebnis von 0 und +0+ auf weibliche Vornamen wäre die erwürfelte Tabelle die Tabelle Vornamen (0) und der erwürfelte Name Quinta.

Manche Tabellen konnten nicht ganz gefüllt werden, weshalb bei diesen ggf. nur mit drei Fate-Würfeln gewürfelt werden muss.
Würfelt auf jeden Punkt einmal und setzt Euch dann Euren Namen zusammen. Viel Spaß.

mehr über Eagle Eyes erfahrt ihr übder den Tag:

Eagle-Eyes-Roemische-namen.pdf 1.0
Sprachen: Deutsch
Anforderungen: PDF Reader
Kategorie: Fate Core, Turbo-Fate, Fate Accelerated
Datum: 4. April 2017

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In Eagle Eyes – In den Schatten Roms verkörpern die Spieler Mitglieder einer Geheimgesellschaft. Mit dieser Geheimniskrämerei sind sie in der Antike nicht allein, auch wenn die meisten anderen Zusammenschlüsse mehr einem spirituellen Zweck dienten. In diesem Artikel wollen wir uns dementsprechend Mysterienkulte genauer anschauen und aufzeigen, wie sie Aufhänger für ein Abenteuer sein könnten.

Allgemeines zu den Mysterienkulten
Viele Römer jener Zeit hatten ein Problem: Der übliche Ahnenkult, anhand dessen sie ihre Abstammung bis zu den Göttern zurückverfolgten, reichte nicht länger aus, um die wichtigen Fragen nach dem Leben, dem Tod und dem, was danach kommt, zu beantworten. Diese spirituelle Sinnkrise linderten die Mysterienkulte, in denen Götter angebetet wurden, die den Menschen näher zu stehen schienen. Etwa, weil sie einst Menschen waren und dann den Status eines Gottes erlangten oder als solcher wiedergeboren wurden.

In diesem Streben war es nicht länger von Bedeutung, woher diese Götter ursprünglich stammten. Es konnten auch Götter aus anderen Ländern sein, darunter z. B. Isis und Osiris aus Ägypten oder der griechische Gott Dionysos. Diese wurden dann entweder direkt so angebetet oder mit bereits bestehenden Göttern verbunden. Oft waren es Legionäre, welche einen Großteil der bekannten Welt bereist hatten, die diese Kulte nach Rom und darüber hinaus in den Rest des römischen Reichs brachten.

 

Aber ist das auch historisch korrekt?

Jetzt liegen Kulte wie der des Liber Pater, der Mithraskult oder der Kybele- und Attiskult meistens vor allem zeitlich, aber auch – wie im Falle der samothrakischen Mysterien – örtlich außerhalb dessen, was Eagle Eyes – In den Schatten Roms im Kern abbildet. Wie aber sowohl im Settingband, als auch an anderer Stelle in dieser Artikelreihe erwähnt, sollte man sich davon nicht abhalten lassen. Vor allem, da die Kulte in diesem Punkt einen enormen Vorteil bieten.

Ihr ganzer Sinn und Zweck fußt per se auf Geheimniskrämerei, weshalb die Spielleitung ohne schlechtes Gewissen sie eben dort auf eine Weise ins Spiel einbauen kann, wo und wie es der Geschichte am zuträglichsten ist. Und wenn der Kult eigentlich erst 200 Jahre später in Erscheinung trat? Nun, dann waren sie davor einfach deutlich besser darin, ihre Rituale im Geheimen abzuhalten.

 

Warum Mysterienkulte in Eagle Eyes?

Mysterienkulte sind sehr häufig elitäre Gruppierungen, die den meisten ihrer Anhänger eine Ablenkung und eine spirituelle Selbsterfüllung bieten. Ihre Traditionen, Regeln und Riten sind zwar geheim, doch stellen sie für den normalen Lauf der Republik keine Gefahr dar. Ganz im Gegenteil geben sie den Römern etwas zu tun. Viele Mysterienkulte waren auch in der Öffentlichkeit präsent und zogen beispielsweise zu Festtagen durch die Straßen. Nur die großen Geheimnisse wurden hinter verschlossenen Türen praktiziert. Somit dürften die meisten Kulte für die Belange der Adler in Eagle Eyes – In den Schatten Roms irrelevant sein.

Was aber, wenn ein Kultführer darunter ist, der weltliche Ziele verfolgt und diese Göttergläubigkeit geschickt für eben diese Ziele zu lenken versteht? Oder wenn die spirituellen Lehren eine andere Gesellschaft als die römische Republik oder die römische Lebensweise fordern? Auch wenn den Kultmitgliedern die menschliche Abstammung ihres Anbetungsziels wichtig ist, so sind sie dennoch von dessen Göttlichkeit überzeugt und erkennen seine Macht an.

Wenn dieser Gott nun von ihnen Taten verlangt, durch die sie seinem Vorbild folgen, werden diese Taten auch so vollbracht. Fanatische Anhänger können sowohl der römischen Republik im Allgemeinen als auch den Adlern im Speziellen besonders gefährlich werden. Ein gutes Beispiel für die Gefährlichkeit fanatischer Glaubengruppen, stellten im Mittelalter die Haschaschinen (Assassinen) dar.

Man stelle sich eine Senatorensitzung vor, bei der plötzlich ein Senator aufspringt, „Osiris verlangt nach dir“ brüllt und einen anderen Senator niedersticht. In einem Fest verfallen mehrere Frauen plötzlich in Raserei und greifen willkürlich Personen an. Verschiedene einflussreiche Personen werden tot in ihren Häusern aufgefunden. Verschleiert auf einem Stuhl sitzend und mit einem Kranz aus Mohn auf dem Haupt. Jedes für sich könnte ein Aufhänger für ein Abenteuer sein, bei dem ein Kult seine Finger im Spiel hat.

Mysterienkult am Beispiel Dionysos

Wer sich ein bisschen die Beschreibungen über die Götter in einem Lexikon oder den jeweiligen Wikipedia-Einträgen durchliest, findet schnell Fakten, die sich mit ein wenig Einsatz zu interessanten Ausgangspunkten für Fanatiker umschreiben lassen. In diesem Sinne schauen wir uns doch einfach mal Dionysos an.

Dieser griechische Gott, bei den Römern später unter dem Namen Bacchus bekannt, besaß eine besondere Anziehungskraft. Vorrangig als Gott des Weines und der Fruchtbarkeit bekannt, zählte er aber auch den Wahnsinn und die Ekstase zu seinen Fachgebieten. Zudem wurde er mit der Unterwelt in Verbindung gebracht, aus der er in regelmäßigen Abständen empor- und wieder hinabstieg und damit zu einem sterbenden und wieder auferstehenden Gott wurde. In den gängigsten Überlieferungen hatte der Sohn von Zeus zudem eine sterbliche Mutter, Semele genannt.

Etwa 200 v. Chr. kam der Kult in Italien an und wurde bereits 186 v. Chr. verboten, was ihn aber lediglich in den Untergrund vertrieb. Ihm wurden verschiedene Verbrechen, vor allem sexuelle Misshandlungen und Mord, vorgeworfen. Ob das tatsächlich der Fall war oder ob es anderweitige Gründe hatte, ist nicht bekannt. Für Eagle Eyes – In den Schatten Roms wäre es natürlich interessanter, wenn die Anschuldigungen gegenüber dem Kult tatsächlich wahr wären oder sich gar noch weiter ausbreiteten. Welche namhaften Personen waren vielleicht Teil des Kultes? Wer waren die Mordopfer und welchem Zweck dienten die Morde?

Aber noch einmal zurück zum Kult an sich. Grundsätzlich soll Sex eine große Rolle im Kult gespielt haben und die Aufnahmeriten sollen besonders furchteinflößend gewesen sein. Waren die unter Tags gefeierten Feste vor allem fröhliche Feiern, konnte es nämlich in der Nacht schon deutlich rauer zugehen. Von Orgien bis hin zu rituellen Opferungen, bei denen Tiere und wohl sogar Menschen mit bloßen Händen zerrissen wurden, war die Rede. Diese Opferungen, Sparagmos genannt, sollen vor allem von den Mänaden, weiblichen Kultanhängerinnen, ausgeführt worden sein, die in eine Berserkerwut verfielen.

Dieser Kult bietet für jeden Geschmack etwas, wenn es um Mysterienkulte in Fate Noir geht: Blut, Sex und Alkohol. Frei nach Nietzsche stellt sich die Frage, wie tief die Adler in den Kult blicken können, bevor dieser in sie blickt? Früher oder später werden die Adler die reine Beobachterrolle aufgeben müssen, um in die inneren Kreise vorzudringen, und dann werden sie zwangsläufig mit den Riten und Festlichkeiten in Berührung kommen. Können sie den dargebotenen Reizen widerstehen? Können sie es sich überhaupt leisten, diesen aus dem Weg zu gehen, ohne ihre Tarnung aufzugeben? Oder versinken sie Stück für Stück im Strudel des Dionysos? Was ist schon ein Schluck Wein oder ein flüchtiger Kuss. Doch die Satyrn und Nymphen kennen viele Wege, den Leib und den Geist zu berauschen, und wer weiß, was in den großen Feuerschalen alles verbrannt wird.

Bauen wir uns einen Kult

Das obige Beispiel ist ein guter Ansatz für den narrativen Teil. Wir kennen den Gott, um den es geht, und seine Zuständigkeitsbereiche im Pantheon. Auch kennen wir Punkte, die für die Anhänger interessant sind. Wir können außerdem davon ausgehen, dass für viele neben den spirituellen Ansätzen auch die körperlichen Sinneserfahrungen ein ausschlaggebendes Argument sind, sich dem Mysteriumskult anzuschließen.

Fassen wir das also noch einmal in ein paar Fragen zusammen: Welcher Gott/welche Götter wird/werden im Kult verehrt? Was sind die Hauptargumente, die für eine Teilnahme am Kult sprechen? Was versprechen sich die Kultanhänger? Wie offen agiert der Kult? Wie ist das öffentliche Ansehen des Kultes, wie sein rechtlicher Stand?
Ihr müsst kein umfassendes Geschichtsstudium dafür absolviert haben. Haltet den Kult grundsätzlich einfach, denn komplizierter wird er normalerweise von selbst. Sowohl Enzyklopädien als auch Wikipedia bieten genug Informationen. Es geht den Adlern auch nicht um die religiösen Tiefen des Kultes. Dieser ganze Aufbau dient rein der Stimmung und erster Ansätze, wie sich der Kult in die Geschichte einbauen lässt. Wichtiger ist der Intrigen-Unterbau, zu dem wir Euch im Folgenden ein paar Denkansätze bieten möchten.

Wählt einen Hauptdrahtzieher und dessen Pläne. Welche Ziele verfolgt er und wozu braucht er den Kult? Stellt ihm vielleicht noch ein oder zwei benannte Personen zur Seite, die dieses Ziel mittragen. Der Rest des Kultes sind namenlose Anhänger.

Wie weit stimmen die wahren Ziele des Kultführers mit den vermeintlichen des Kultes überein? Sind sich die Kultanhänger dieser Ziele bewusst und falls nein, was würde geschehen, wenn sie davon erführen? Sind die Anhänger lediglich eine Ablenkung, Mittel zum Zweck oder (willentliche) Werkzeuge des Anführers? Verschaffen sie dem Kultführer vielleicht Zugang zu Bereichen oder Optionen, die er ansonsten nicht hätte?

Des Weiteren ist natürlich noch interessant, wie weit der Kult verbreitet ist, welche „Macht“ er besitzt (wie wohlhabend und einflussreich er ist) und wie fanatisch seine Anhänger sind. Welche Mittel setzt der Kult ein, um seine Ziele zu erreichen und wie weit konnten diese Ziele vielleicht schon erreicht werden?

Wenn es dann für die Adler an die Arbeit geht, ist es natürlich noch interessant, wie offen der Kult agiert und wie gut er seine Geheimnisse auch geheim halten kann. Ist es den Adlern grundsätzlich möglich, von außen zu agieren und trotzdem wichtige Informationen zu erlangen oder müssen sie den Kult infiltrieren? Wenn sie von außen nichts erreichen können, welche Möglichkeiten haben die Adler dann? Können sie in die Kultstätten gelangen oder die Versammlungen belauschen? Wenn ja, wo sind diese und wie sind die Sicherheitsmaßnahmen? Was, wenn die Adler den Kult von innen heraus ausspionieren möchten? Wie kann der Kult kontaktiert werden? Ist er offen aktiv oder nur eine eingeschworene Gemeinschaft ohne Präsenz in der Öffentlichkeit? Kann jeder um eine Aufnahme bitten oder herrscht ein strenges Auswahlverfahren, bei dem es vielleicht sogar einen oder mehrere Fürsprecher innerhalb des Kultes bedarf?

Was sind die Aufnahmeriten und wie lange dauern sie? Müssen bestimmte Aufgaben erfüllt oder Prüfungen bestanden werden? In wie weit stellt der Kult Nachforschungen zum neuen Anwärter an?

Ihr müsst das keinesfalls alles bis ins kleinste Detail ausarbeiten. Es geht hier mehr darum, ein Gefühl für euren Mysterienkult zu bekommen und dafür, welche Stimmung ihr mit ihm erzeugen wollt.

Abschließende Worte

Wie bei vielen Themen sollte die Gruppe im Vorhinein klar über die Grenzen eines jeden Spielers gesprochen haben, um unangenehme Spielmomente zu vermeiden. Das obige Beispiel zeigt, dass bei Mysterienkulten sehr schnell Themen in den Fokus rücken können, die nicht für alle geeignet sind. Seien es nun sexuelle Handlungen oder aber auch sektenartige Strukturen an sich. Eagle Eyes – In den Schatten Roms bietet als Fate Noir Setting einen guten Ausgangspunkt, auch solche Themen in Abenteuer zu packen. Sprecht aber in jedem Fall vorher darüber.

Ansonsten wünsche ich noch ein schönes Spiel und ich hoffe, ihr seid auch beim nächsten Thema wieder dabei, dann wieder ein etwas leichteres.

Der Beitrag Eagle Eyes #16: Mysterienkulte in Eagle Eyes erschien zuerst auf FateRpg.de.