So, gestern bin ich mit „Die schönsten isländischen Sagas“ fertiggeworden. Meinen Freunden, den DSA- und Myranor-Spielern empfehle ich dieses Taschenbüchlein, vor allem wenn du mit mit einer leicht schnodderig und modernen Übersetzung klar kommst. Für alle Fans von mittelalterlichen Gerichtswesen ist die Saga von Njal interssant, wird da ja uf fast jeder Seite jemand gemeuchelt un...

Dieser Blog entstand ursprünglich, weil ich über die Reise durch mein eigenes Bücherregal, voller unbespielter Rollenspiele, schreiben wollte. Die Community der Drachenzinge bietet dafür das richtige Forum, nur mir selbst fehlte in den letzten Wochen etwas die Zeit das Projekt fortzusetzen. Jetzt soll es weitergehen, mit einem meiner Lieblingsregelwerke, Fate Core, jedoch in einer neuen Welt: Malmsturm. Es gibt heute also Sword & Sorcery, Metal, Erzählregeln und ein wenig privates von mir. 

Kaum ein Rollenspielsystem hat mich in den letzten Jahren so viel beschäftigt wie Fate. Den Fate Core Kickstarter 2013 hatte ich zwar knapp verpasst, spielte zu diesem Zeitpunkt aber schon ein wenig mit den Free Fate Regeln rum. Mein Ziel war und ist einfach: Die Geschichten erzählen, die ich als Rollenspieler liebe, aber mit Regeln, die der Erzählung nicht in den Weg kommen, ja sie sogar unterstützen.

Mein Lieblingsgenre ist dabei die Fantasy. Viel genauer kann ich das gar nicht einkreisen. Ich mag meine Elfen, Zwerge, Goblins und anderes Grobzeug, habe es aber auch gerne etwas bodenständig, ohne gottgleiche Magier, Dämonenlords und Sphärenwelten. Mit Dungeons & Dragons und Pathfinder konnte ich also irgendwann nicht mehr gut was anfangen. Und die umfassenden Regeln machen es einem auch nicht gerade einfach eine spannende Geschichte zu erzählen.

Das Problem für mich als Meister ist immer, dass ich eine bestimmte Idee im Kopf habe und dann die passenden Regeln herauswühlen muss. Und ich muss an all die Dinge denken, die meine Spieler evtl. in Petto haben. Wenn ich in „Das Schwarze Auge“ eine Geschichte um die Suche nach einem Heilmittel für eine Seuche aufziehen will, einer meiner Spieler nun aber zufällig immun dagegen ist, dann ist das ein cooler Rollenspiel Moment. Hat der Spieler stattdessen aber das Geheimwissen um die Krankheit zu heilen, ist das ganze Abenteuer hinfällig.

Kann sowas trotzdem Spaß machen? Ja klar! Dann gibt es halt ein anderes Szenario bzw. der Handlungsfaden läuft eben in eine andere Richtung. Meine Vorbereitung ist trotzdem im Eimer und damit einhergehend einiges an Zeit.

Zeit. Zeit ist hier das Schlüsselwort. Ich habe davon immer weniger und vielleicht mehr als alles andere ist das der Grund, warum ich heute anders und andere Rollenspiele spiele als noch vor einigen Jahren. Zuletzt ist mir das bei Shadowrun aufgefallen ( Mit featherandsword in die Sechste Welt – Fazit und Spielbericht ). Dort weiterzuspielen brennt mir noch immer unter den Fingernägeln, aber die Zeit fehlt einfach. Ich habe seit Anfang Dezember einen neuen Job und, wie man unschwer an der stark gesunkenen Veröffentlichungsrate hier auf dem Blog erkennen kann, nimmt dieser mehr Zeit ein als meine letzte Anstellung. Die Zeit die ich mit Rollenspielen verbringe ist mir deshalb extrem kostbar und ich möchte sie daher mit spannenden Geschichten füllen und nicht mit Regeln.

Daher also Fate. Einfache Regeln, viel erzählerische Freiheit und ein Mindestmaß an erforderlicher Vorbereitung. Was mir bisher jedoch fehlte, war ein adäquates System um Magie abzubilden. Klar gibt es seit ewigen Zeiten Magiesysteme in Fate. Ich habe auch selbst eines geschrieben, fünf bis zehnmal. Aber so richtig gepasst hat mir eigentlich nie eins. Turbo Fate kam noch am nächsten ran, weil es Magie einfach nur in die Erzählung einwebt, ohne große Regeln Drumherum. Und an sich reicht das ja auch. Aber so ein richtig stimmiges und durchdachtes Magiesystem, das wäre schon was…

Dämonenfratze
Illustration Björn Lensig (www.lensig.de), veröffentlicht unter Malmsturm.de

Auftritt: Malmsturm. Während die erste Auflage des Regelwerks als ein Baukasten für das eigene Fantasy-Universum sein sollte, ist die zweite Edition ganz auf die Spielwelt von Malmsturm ausgerichtet. Die Macher von „Malmsturm – Die Fundamente“ haben sich Sword & Sorcery und Metal auf die Fahnen geschrieben und das merkt man dem Regelbuch auf jeder einzelnen Seite an. Die Regeln bauen dabei auf Fate Core auf und passende diese an das Genre und die Spielwelt an.

„Malmsturm – Die Fundamente“ als Regelwerk zu bezeichnen wird dem Buch nicht wirklich gerecht. Fate ist nun einmal ein Erzählrollenspiel und damit ist jede Regel nur eine Verlängerung der zugrundeliegenden Geschichte. Keine einzige Regel kommt daher ohne einen ganzen Haufen Hintergrundgeschichte daher und selbst ohne die Kurzbeschreibung der Spielwelt im letzten Kapitel, hätte man bereits eine Fülle an Ideen und Versatzstücken aus ihr.

Die Autoren legen dabei Wert darauf, jeden Aspekt ihres Regelwerks aus drei Blickwinkeln zu betrachten. Den Teil den man erwarten würde, ist die regelseitige Erklärung, also wie ein bestimmter Mechanismus im Spiel funktioniert. Dazu kommt meist ein kurzes Fragment eines innerweltlichen Schriftstücks passend zum Thema. Man erhält also unaufdringlich ein Beispiel, wie sich die Regel auf die Spielwelt auswirkt. Was dieses Buch für mich so besonders macht, ist aber der letzte Blickwinkel, der auf die Hintergründe in unserer Welt und die Gedankengänge der Autoren verweist.

Keine Regel ist in diesem Buch, ohne dass sich jemand Gedanken darübergemacht hat, wie sie sich mit dem Grundthema, also der Sword and Sorcery verträgt. Die Autoren nennen Inspirationsquellen, beschreiben, warum eine bestimmte Regel auf die eine oder andere Weise umgesetzt wurde, geben verdammt noch mal Vorschläge, welchen Metal Song man beim Lesen hören könnte! Jeder Seite des Buches merkt man an: es ist durchdacht. Hier wurde nicht einfach ein generisches Fantasy Setting irgendwie in Fate Regeln verwurstet. Hier hat jemand studiert, was Sword and Sorcery ist, und ordnet dieser Definition alle weiteren Überlegungen unter.

Als Leser kam ich mir zunächst ein wenig verarscht vor. Ich meine, ich bin alt genug eine eigene Meinung zu haben und brauche niemanden, der mir vorschreibt, wie ich Sword and Sorcery zu spielen habe. Ein paar Seiten später war mir klar: macht hier auch keiner. Der Schreibstil ist einfach „auf die Fresse“ und das Motto „If you don’t like it, fuck off!“, das die Autoren mittlerweile auch als Adresse ihrer Website verwenden, wird hier gnadenlos durchgezogen. Das macht aber die detaillierte Recherche und in meinen Augen brillante Umsetzung in Fate Core nicht zur Nichte. Im Gegenteil, erst die vielen Erläuterungen, Beispiele und Referenzen machen das Buch zu dem was es ist: eine Studie zu Sword and Sorcery, gegossen in Fate Core. Aber der nächste, der mir sieben Seiten Bibliografie vorgibt, nach dem Motto: „Les‘ das mal, damit auch du endlich kapierst um was es hier geht!“ dessen Buch fliegt aus dem Fenster! Von den Metal-Song-Vorschlägen auf jeder Seite, fange ich erst gar nicht an.

Zum wirklichen Inhalt des Buches habe ich bis hier hin noch gar nichts gesagt. Ein Grund dafür ist, dass ich die Welt von Malmsturm eben doch nur aus Fragmenten kenne und es mir schwer fällt hier eine treffsichere Zusammenfassung abzuliefern. Der andere ist, dass es dort draußen genug Aufzählungen des Inhalts gibt und wen es wirklich interessiert, der greift zur kostenlosen Download-Fassung des Regelwerks (Download-Bereich auf der Autorenseite). Der letzte Punkt ist der, dass mich das Buch als Gesamtwerk mehr begeistert als seine Teile und das versuche ich hier rüber zu bringen.

Was „Malmsturm – Die Fundamente“ für mich unter anderem sehr gut macht, sind die Beschreibungen der einzelnen Archetypen. Knapp dreißig Seiten füllen die Beschreibungen zu profanen Charakteren aus den einzelnen Regionen der Welt. Wie oben beschrieben immer aus drei Blickwinkeln betrachtet und zu hundert Prozent in die Spielwelt eingebettet. Für Magieanwender werden dann, neben einer allgemeinen Einleitung, noch satte achtzig Seiten aufgewendet. Das macht zusammen gut ein Viertel der gesamten Seitenzahl aus!

Galder
Riesenschlächter
Zwinger

In meine Herleitung habe ich geschrieben, das mir bei Fate bisher immer echte Regeln für Magie gefehlt haben und das Malmsturm das anders machen würde. Genaugenommen stimmt das aber gar nicht. Ich habe jetzt drei Jahre Gebraucht um zu verinnerlichen: Fate ist ein Erzählrollenspiel! Es gibt nicht „Das Magiesystem für Fate“. Es gibt nur Magiesysteme für einzelne Settings oder sogar einzelne Arten von Magieanwendern. Und Malmsturm liefert hier ein passendes System für jeden vorgestellten Archetyp ab, mit genug Ideen, wie man viele andere Spielweisen der Magie umsetzen könnte. Und dabei sind die Systeme so durchdacht, dass ich sie in Zukunft für alle meine Magie-Bedürfnisse schamlos kopieren werde.

Apropos schamlos. Malmsturm ist nichts für Kinder, das machen schon die Illustrationen mit freizügigen Frauen und übermenschlichen Mengen Blut klar. Ein paar der schönsten Illustrationen von Björn Lensig, der das gesamte Buch bebildert und damit den Stil des Werkes definiert hat, werden es daher leider nicht auf diesen Blog schaffen. Malmsturm lebt von seinen Darstellungen und ich kann nur jedem ans Herz legen, sich eine der herausragenden bebilderten Editionen von „Malmsturm – Die Fundamente“ zuzulegen. Die gibt es beim Uhrwerk Verlag (Uhrwerk-Shop) und selbst die normale Fassung des Buchs ist eines der schönsten in meinem Bücherregal.

Blick ins Buch
Illustration Björn Lensig (www.lensig.de), veröffentlicht unter Malmsturm.de (http://ifyoudontlikeitfuckoff.de/malmsturm/ansichten/) Copyright Dominik Pielarski

Ausblick

Jetzt aber genug mit der Lobhudelei! Malmsturm ist nicht zum Angucken da, sondern zum Spielen. Und das habe ich auch vor! Eine Gruppe mutiger Spieler ist auch schon gefunden (Gruppensuche auf Drachenzwinge.de) und wir werden eine Abwandlung des Abenteuers rund um die von einem Malmsturm verschluckte Burg Veyd spielen, das kostenlos im Uhrwerk-Magazin erschienen ist (Uhrwerk-Magazin Ausgabe 11).

Der Elevator-Pitch dazu sah so aus: Eine Gruppe Krieger aus dem hohen Norden findet sich unversehens auf einem Eiland in Mitten der wahrhaftigen Hölle wieder. Ein skrupelloser Baron herrscht über die Reste seiner Lande in einer Welt die von Feuer und Dämonen bedrängt wird. Zwischen Intrigen im Inneren und den Ausgeburten des Abgrunds vor den Toren, werden nur die wagemutigsten und tollkühnsten „Helden“ es schaffen dieser Welt lebend zu entkommen. Wir erzählen ihre Geschichte.

Die erste Runde wird am 06.02.2017 stattfinden. Wir erstellen die Charaktere und verweben sie mit der Welt, bevor wir dann weitere zwei bis vier Abende das Abenteuer durchleben. Den Spielbericht gibt es dann wie gehabt hier.

Bis dahin, viele Grüße

featherandsword / Michael


dz10yearsDieser Blog-Eintrag ist Teil einer Serie die ich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Drachenzwinge durchführe. Die Einleitung zur Serie gibt es hier. Das ist ein rein privates Projekt von mir. Es handelt sich nicht um eine offizielle Aktion der Drachenzwinge und ich bin auch keiner der Moderatoren oder Betreiber der Seite.

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