Tianxia #1: Tianxia ist mehr als nur Fachchinesisch!

Der eine oder andere mag unser neues Fate-Hardcover Tianxia: Jade, Seide & Blut vielleicht schon abtun, weil er nicht viel mit Kung-Fu-Schlägereien und wilder Wuxia-Seilakrobatik anfangen kann…
Bleibt doch noch einen Moment! Wie immer bei Fate hat auch Tianxia ein ganzes Raster an Regeln und Ideen, die sich hervorragend für ähnliche – und gänzlich andere! – Genres verwenden lassen.

Lichtschwert und Boxhandschuh

Die charakteristischen Kampftechniken, mit denen Tianxia über 30 Seiten füllt, sind natürlich vorrangig für „asiatisch“ angehauchte Kämpfe gedacht, egal ob man dabei an Bruce Lee, Tiger & Dragon oder Naruto denkt. Diese drei Beispiele machen allerdings schon klar, dass die Regeln eine gewisse Flexibilität erfordern: Die Raufereien in einem alten Kung-Fu-Schinken funktionieren anders als die Kämpfe in einem Shônen-Anime, und doch lassen sich beide problemlos abbilden. Dementsprechend braucht es allerdings auch keine große Gedankenakrobatik mehr, um die Regeln in einem Star-Wars-esquen Lichtschwert-Setting oder einem nervenaufreibenden Boxduell zu verwenden! Tianxia präsentiert seine Kampftechniken in einer Art und Weise, die dem einfachen Schlagabtausch eine Menge Abwechslung verleiht und den Spielern zugleich erlaubt, einen ausbalancierten und individuellen Kampfstil für ihre Charaktere zu finden – oder einen ganz eigenen zu erschaffen und ihn im Laufe der Kampagne weiterzuentwickeln.

Viele nette Kleinigkeiten

Ein Stolperstein für Fate-Core-Anfänger und so manche Fortgeschrittene zugleich ist die bronzene Regel, die sinngemäß lautet: „Du kannst alles im Spiel als Charakter abbilden.“ Tianxia wirft diese Idee nicht nur halbgar in den Raum, sondern beschreibt ausführlich am Beispiel von Ermittlungen und Krankheiten, wie sie sich in der Praxis umsetzen lässt. Auch Mechanismen, um mehr als einen Charakter zu spielen, werden behandelt, sei es im Rahmen einer epischen, Generationen umspannenden Kampagne oder mit mehreren wechselnden Gruppen in einer Runde. Die Zonen eines Konflikts sind natürlich ein weiterer interessanter Faktor, wenn sich so ziemlich jeder zweite Charakter mit meterhohen Sprüngen durch die Luft katapultieren kann, und letztendlich enthält die deutsche Übersetzung mit „Turbo-Tianxia“ auch noch eine (im Original nur digital erhältliche) Regelvariante, um die Kampfkunst-Action noch furioser zu gestalten. Dazu kommt die ebenfalls enthaltene Lebenspfad-Erweiterung, die den Spielern dabei hilft, die Hintergrundgeschichte ihres Charakters auszugestalten.

Wo der Sack Reis steht

Eine weitere Besonderheit ist die Art und Weise, in der Tianxia seine Spielwelt präsentiert: Einerseits ergibt sich zwischen den teils sehr allgemeinen, teils sehr speziellen Beschreibungen von Provinzen, Orten und Figuren ein lebendiger Rollenspielhintergrund, andererseits fokussiert sich das Buch sehr stark darauf, spielbare Abenteuerhooks zu generieren und dabei ganz fate-typisch reichlich „weiße Flecke“ zu lassen, die SL wie auch Spieler mit eigenen Ideen ausfüllen können. Generell lässt sich zwar sagen, dass es sich bei diesem Ländle durchaus um „Fantasy-China“ handelt, mit frei wählbarem Fantasy-Anteil und einer bewussten Unschärfe, was die genaue historische Epoche angeht, aber ähnlich wie bei den Kampfstilen bleibt auch hier offen, in welche Richtung sich das Spiel entwickeln wird: Die beschriebenen NSC können ebenso gut übertriebene Manga-Schurken wie zweikämpferische Kung-Fu-Gegenspieler sein.

Abschließend lässt sich sagen, dass Tianxia: Jade, Seide & Blut ein Spiel ist, das auf den ersten Blick mit seiner Optik und seiner Thematik, auf den zweiten aber durchaus auch mit seinen Regeln und seinem Verständnis der Fate-Mentalität punkten kann, bei Anfängern wie auch Fortgeschrittenen.

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