Eagle Eyes #12: Von Prätoren und Liktoren, den Vorgängern der Polizei

Die Geschichten von Eagle Eyes – In den Schatten Roms drehen sich meistens um Verbrechen und die Rechtsprechung wird in ihren Grundzügen in der Spielwelt bereits abgedeckt. Doch stellt sich vielleicht dem einen oder anderen die Frage, was denn nun eigentlich passiert, wenn ein Verbrechen geschehen ist? Was, wenn z. B. ein Mord entdeckt wurde? Erscheint dann CSI: Rom und macht die Täter nach mehreren Filmmontagen dingfest?

 

Es ist eher anders herum. Hier heißt es: Wo kein Kläger, Angeklagter und viele Zeugen, da kein Richter. Wollte man die Obrigkeit zum Handeln bewegen, musste entweder der Täter vor Gericht gebracht werden und mit möglichst vielen Zeugen und handfesten Argumenten angeklagt werden oder einer der oberen Magistrate, allen voran ein Prätor, musste von der Dringlichkeit zu handeln überzeugt werden.

 

Der Prätor

Wenn wir über Recht und Gesetz im antiken Rom sprechen, darf der Stand der Prätoren nicht fehlen. Hierbei konzentrieren wir uns rein auf die Prätoren, die in der Stadt Rom eingesetzt wurden. Deren Zahl war zu der Zeit, in der Eagle Eyes – In den Schatten Roms in etwa spielt, auf acht angestiegen. Sie wurden vom Volk für ein Jahr gewählt und waren für die Gerichtsbarkeit in der Stadt zuständig. Ihnen oblag es, eine vorläufige Untersuchung der Rechtslage durchzuführen. Danach waren ihre Geschworenenrichter dafür zuständig, die Sachlage weiter zu prüfen und alles vorzubereiten. Am Ende kam es dann zur Verhandlung und zum Richterspruch des Prätors.

 

Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, dass es zwei verschiedene Arten von Prätoren gab. Es gab den praetor urbanus (zuständig für die Rechtsstreitigkeiten unter römischen Bürgern) und den praetor peregrinus (zuständig für die Rechtsstreitigkeiten zwischen römischen Bürgern und Nichtbürgern).

 

Neben einigen anderen Amtsdienern standen dem Prätor, aber auch allen anderen höheren Magistraten, die Liktoren zur Seite, die ihren weltlichen Arm darstellten.

 

Liktoren

Liktoren waren ursprünglich die Leibwache der Könige. Zur Zeit der Republik wurden daraus dann Amtsdiener, die höheren Staatsbeamten wie Magistraten oder Konsuln sowohl als Zeichen ihres Standes sowie als ausführendes Organ ihrer Befehlsgewalt dienten.

 

Liktoren als Standeszeichen

In der ersten Funktion begleiteten sie ihren Dienstherren auf Schritt und Tritt, sobald er sein Haus verließ. Sie schritten ihm voraus, um Platz zu schaffen und ihn anzukündigen. Bei einer Rede oder Ansprache standen sie zu seinen beiden Seiten. Zwar konnten sie eingreifen, wenn es zu Unruhen oder dergleichen kam, tatsächliche Leibwächterfunktion hatten sie aber in dem Sinne nicht.

Das zeigt sich allein schon daran, dass sie im Gänsemarsch ihrem Dienstherrn vorausmarschierten und dieser ihnen ungeschützt als Letzter folgte. Stattdessen kündete ihre Anzahl vom Rang des Magistrats. So schritten einem Konsul zwölf an der Zahl voraus und einen Prätor begleiteten in Rom zwei Liktoren.

 

Liktoren als Ausführungsgehilfen

Liktoren wurden aber auch ausgeschickt, um Leute vorzuladen, festzunehmen, zu bestrafen oder sogar hinzurichten. Letzteres galt aber nur, wenn sich der Magistrat samt Liktoren außerhalb Roms befand. In der Stadt wurde diese Aufgabe von einem Henker (carnifex) ausgeführt.

 

Kleidung und Amtssymbol der Liktoren

Das Zeichen ihrer Macht war das Fascis, ein von einem roten Band zusammengehaltenes Rutenbündel, in dem ein Beil steckte. Es hatte aber nicht nur einen symbolischen Charakter, sondern wurde zudem direkt zur Strafausübung verwendet.

 

Das Fascis wurde in der linken Hand und auf der linken Schulter ruhend getragen. In der rechten hielten die Liktoren einen Holzstab, mit dem sie unter anderem die Leute zur Seite schoben, um Platz für ihren Herrn zu machen.

 

Zudem trugen die Liktoren in Rom eine violette Toga, außerhalb einen roten Kriegsmantel und an Trauertagen Schwarz.

 

Ein Blick in die Zukunft

An dieser Stelle soll es nur um das Ende der römischen Republik gehen. In der Kaiserzeit hatte sich im Bereich der Rechtsprechung noch einiges getan. Die Liktoren wurden durch die Prätorianer ersetzt, die danach noch einige Male in politischer Hinsicht von sich reden machten.

 

Daneben gab es die vigiles, die in der Kaiserzeit zu Beginn Feuerwehrleute waren, aber ebenso wie die zur selben Zeit eingesetzten cohortes urbanae, in Rom stationierte Einheiten der römischen Armee, immer mehr polizeiliche Aufgaben übernahmen.

 

Wer in dieser Zeit spielen möchte, findet hier einiges Interessantes, um den Spielern Möglichkeiten an die Hand zu geben oder Steine in den Weg zu legen.

 

Ideen zum Einsatz von Prätoren und Liktoren

Die Spielercharaktere werden nicht selten zu Mitteln greifen, die auf die eine oder andere Weise illegal sind. Zum einen soll der Artikel zeigen, dass eine übervorsichtige Herangehensweise weder zum Setting noch zu der damaligen Zeit passt. Rom war schon damals eine riesige Stadt, in der man leicht zu einem Gesicht unter vielen wurde. Es gab keine Phantombildzeichner, DNA-Analysen oder Fallanalytiker. Zwar sollten größere Aktionen schon geplant werden, jedoch steht am Ende das Handeln im Vordergrund. Das Wichtigste ist es, sich nicht auf frischer Tat ertappen zu lassen.

Auf der anderen Seite soll es aber auch zeigen, dass die Taten der Adler trotz allem nicht im luftleeren Raum für sich alleine stehen. Vor allem wenn es um angesehene Bürger und Patrizier geht, besitzt ein Prätor genug Hebel, die er in Bewegung setzen kann, um den Spielern das Leben schwer zu machen. Können sich die Adler tief genug in die Schatten zurückziehen, wenn die Stiefel der Liktoren zu hören sind?

Oder aber die Adler sind auf einen Magistrat angesetzt, dessen Heim einer Festung gleicht. Außerhalb wird er aber selbst im Badehaus von seinen Liktoren begleitet. Wie kommen sie an ihn heran?

 

Vielleicht nutzen die Spieler auch die Macht, die ein daherschreitender Magistrat besitzt. Ein gewagtes Spiel, aber der Patrizier der Gruppe sollte genug Präsenz verströmen können, um mit der richtigen Gewandung als Magistrat durchzugehen. Der Legionär schreitet als lictor primus direkt vor ihm her und ihnen voran marschiert ein weiterer Adler ebenfalls mit Fascis und Holzstab in Händen. Oder sie tun dies mit dem Wissen des Magistrats, den sie auf diese Weise vertreten, um dem Attentäter auf die Spur zu kommen, der schon mehrmals Anschläge auf ihn ausgeführt hat.

Es gibt viele Möglichkeiten, mit Details wie diesem die Abenteuer noch stärker mit dem Flair des antiken Roms zu versehen. Wir hoffen, wir konnten euch hierzu Ideen an die Hand geben.

Der Beitrag Eagle Eyes #12: Von Prätoren und Liktoren, den Vorgängern der Polizei erschien zuerst auf FateRpg.de.